Von A wie Apfelschnaps bis Z wie Zwetschgenbrand
300 Traditionsdestillerien finden sich in der Fränkischen Schweiz, eine davon trägt den klangvollen Namen „Geistreich“. Die Schnapsbrennerei der Familie Engelhardt in Weingarts in der Gemeinde Kunreuth produziert seit 1983 edle Brände und Geiste sowie aromatische Liköre.
Bayern online hat sich nun anlässlich des „Tages der offenen Brennereien und Brauereien“, der in diesem Jahr wegen der Pandemie leider nicht in üblicher Form stattfinden kann, mit der Unternehmerin Michaela Engelhardt unterhalten.
Die Brennerei Geistreich in Kunreuth/Weingarts in der Fränkischen Schweiz
Brennerei
Hofladen
Terrassen-Café
Weingarts 20
91358 Kunreuth
Telefon: 09199 69 70 71
Traum in goldgrüner Farbe
"Ich darf an einem Ort arbeiten, wo andere Urlaub machen", sagt Michaela Engelhardt, die neben ihrer Tätigkeit als Schnapsbrennerin auch als Botschafterin für die Genussregion Oberfranken aktiv ist. Auf ihrer großen Streuobstwiese mit Blick auf das Walberla pflückt sie die vollreifen Mirabellen, Birnen, Kirschen und Äpfel, die sie später in der hauseigenen Brennerei zu köstlichen Bränden und Geisten destilliert.
Die vielfach auch mit Gold von „Bayern Brand“ ausgezeichneten Spirituosen sind weit über die Grenzen der kleinen Ortschaft hinaus bekannt. Ob Schlehengeist, Williamsbirne oder der „Dschinni“, eine Art Gin „wie ein Traum in goldgrüner Farbe, mit selbst gepflanztem Rosmarin und Ananassalbei verfeinert“: auch Frau Engelhardt gerät ins Schwärmen, wenn sie von ihren Getränken spricht.
„Die Gäste, die zur Besichtigung und Verkostung zu uns auf den Hof kommen, werden nicht eingeweiht, welchen Schnaps sie vorgesetzt bekommen. Sie sollen selbst schmecken und erraten - mit allen Sinnen genießen.“
Ein Blick in den Hofladen
Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Brand, einem Geist und einem Likör?
Ein Obstbrand wird aus einer Maische vergorener Früchten mit anschließender Destillation hergestellt. So entsteht der gesamte Alkohol im fertigen Brand aus dem Zucker, der im Obst vorhandenen ist.
Bei einem Geist stammt der Alkohol aus dem verwendeten Neutralalkohol. Hier werden keine Früchte vergoren.
Jede Spirituose, die mindestens einen Zuckergehalt von 100 g Invertzucker pro Liter enthält, ist ein Likör.
Weicher und brennender Geschmack auf der Zunge
Woran aber erkenne ich nun einen hervorragend produzierten Schnaps? Michaela Engelhardt erklärt, dass ein Brand oder Geist niemals nach Spiritus riechen darf. „Das Getränk kann brennen, und muss dennoch weich auf der Zunge zu spüren sein. Im übrigen kann der Tester den Geschmack selbst beeinflussen, indem er zuvor nichts Scharfes oder Süßes isst. Auch Raucher werden ein anderes Aromaerlebnis haben.“ Schnäpse, so Engelhardt, eigneten sich prima als Apéritif - „zu allen Gerichten“. „Ansonsten würde ich unser Zwetschgenwasser zu einer deftigen Brotzeit servieren. Das Kirschwasser passt gut zum Kaffee, und der Mirabellenschnaps mundet zu einer dunklen Schokolade.“
Die Schnapsdestillerie „Geistreich“ mit Hofladen und Terrassencafé lädt regelmäßig zur Brennereibesichtigung mit Schnapsprobe und fränkischer Brotzeit ein. „Da wir unser Gemüse selbst anbauen, sind selbstredend auch Vegetarier willkommen“, sagt Engelhardt. Wer sich über das Handwerk informieren möchte, der kann ganzjährig eines der beliebten Seminare buchen. In offenen Vorträgen erläutert die Chefin höchstpersönlich, wie aus dem frischen Obst anregende Alkoholika entsteht. Auch der Unterschied zwischen „Geist“ und „Brand“ wird offenbart. Michaela Engelhardt lacht: „Das Schnapsbrennen ist sehr detailreich. Wir müssen auch ganz genau mit den Charakterisierungen sein. Kurz: Ein Brand wird hergestellt durch Maischegärung. Hierbei wird der Alkohol selbst erzeugt. Beim Geist aber muss während der Mazeration den Früchten zusätzlich Alkohol beigemischt werden.“
Unterwegs in der hofeigenen Streuobstwiese
On-Tour mit der Show-Brennerei
Nicht selten ist Michaela Engelhardt selbst zu Gast - und zwar auf den zahlreichen regionalen Bauernmärkten Oberfrankens. Hier bietet die Unternehmerin neben ihren leckeren Schnäpsen auch die selbst gemachten fruchtigen Aufstriche, Gelees und Chutneys an, die, ebenso wie die alkoholischen Getränke, den natürlichen Zauber und Wohlgeschmack ihrer Streuobstwiesen erfahren lassen. Ein besonderes Highlight „on tour“ ist Engelhardts kleine Show-Brennerei, die sie gerne ihrem Publikum präsentiert. Vor Ort können auf diese Weise Brände gebrannt und später auch kredenzt werden.
Das gemütliche Terrassencafé ...
... hat vom Frühjahr bis zum Herbst Saison.
Hier erwartet die Gäste ein täglich wechselndes Angebot an hausgemachten Kuchen, frischen Waffeln, verschiedenen Muffins, Küchla, typisch fränkische Urrädla usw. Auch eine fränkische Brotzeit mit Produkten vom Hof steht zur Wahl.
Neben diversen Getränken können Sie natürlich auch leckere Kaffee-Spezialtiäten genießen.
Öffnungszeiten des Cafés: Dienstag bis Sonntag 14:00 bis 20:00 Uhr
5Fragen an Michaela Engelhardt
Frau Michaela Engelhardt, Sie sind Schnapsbrennerin aus Leidenschaft. Welche Ämter bekleiden Sie noch?
Ich arbeite als Genussbotschafterin für die Genussregion Oberfranken, bin ausgebildete Gärtnerin in der Fachrichtung „Obstbau“ und Vorsitzende der Fördergemeinschaft „Einkauf auf dem Bauernhof Oberfranken“. Die regionale Direktvermarktung liegt mir sehr am Herzen.
Sie sprechen von Ihrer „Brennerei Geistreich“ - welche Sorten stellen Sie vor Ort her?
Unsere Brennerei mit anliegender Streuobstwiese und Hofladen in Weingarts in der Gemeinde Kunreuth ist eine von 300 Traditionsdestillerien in der Fränkischen Schweiz. Hier produzieren wir seit 1983 edle Liköre, Brände und Geiste – darunter auch vielfach prämierte Spirituosen, wie unseren Schlehengeist. Darüber hinaus bieten wir unseren Besuchern und Kunden fruchtige Aufstriche, Gelees und Chutneys (Relishes).
Was erwartet die Besucher sonst noch auf Ihrem Anwesen?
Unser Unternehmen veranstaltet regelmäßig Brennereibesichtigungen mit Schnapsprobe und fränkischer Brotzeit. Da wir unser Gemüse selbst anbauen, sind selbstredend auch Vegetarier bei uns willkommen. Auch sie kommen voll auf ihre Kosten.
Woran erkenne ich einen guten Schnaps?
Ein guter Schnaps darf nicht nach Spiritus riechen. Er kann brennen, muss aber dennoch weich auf der Zunge liegen. Die Tester sollten vor der Verköstigung nichts Scharfes oder Süßes gegessen haben sowie keine Zigaretten geraucht haben, denn all das beeinflusst den Geschmack.
Zu welchen Speisen sollten die Schnäpse getrunken werden?
Schnäpse eignen sich sehr gut als Aperitif zu allen Gerichten. Ansonsten empfehle ich das Zwetschgenwasser im Rahmen einer deftigen Brotzeit (zum Beispiel Zwetschgenbames). Das Kirschwasser passt zum Kaffee, und der Mirabellenschnaps zu einer dunklen Schokolade.
Initiative "Gefüllter Kühlschrank"
Michaela Engelhardt ist Genussbotschafterin der Genussregion Oberfranken und möchte für die Fränkische Schweiz den "gefüllten Kühlschrank" etablieren.
„Vermieter von Ferienhäuser oder Ferienwohnungen könnten ihren Broschüren einen Bestellzettel beifügen, auf dem die Gäste ihre regionalen Genusswünsche eintragen. Die Spezialitäten - Brot, Wurst, Bier, Schnaps etc. - werden dann zum Beispiel im Kühlschrank oder in der Küche aufbewahrt, sodass die Besucher ihren Urlaub ‚von Anfang an‘ genießen können." Auf diese Weise, so Engelhardt, würde eine win-win-Situation für Verbraucher und heimische Produzenten entstehen.
Highlights

Edle Brände, Geiste und Liköre
In der Brennerei Geist-Reich werden seit 1983 edle Brände, Geiste und Liköre „von A wie Apfel bis Z wie Zwetschgen“ hergestellt. Zu den Schmankerln des Familienbetriebes gehören zum Beispiel der Ebereschengeist, die Williamsbirne, der Himbeergeist und der mit Gold von „Bayern Brand“ prämierte Schlehengeist, aber auch der „Dschinni“ - eine Art Gin mit goldgrüner Farbe.
Weltweit auch höchste Dichte an Brennereien
Gemessen an der Einwohnerzahl besitzt die Fränkische Schweiz weltweit auch die höchste Dichte an Brennereien. 300 Destillerien erhalten das traditionelle Handwerk.
"Gefüllter Kühlschrank"
Michaela Engelhardt möchte für die Genussregion Fränkische Schweiz den "gefüllten Kühlschrank" etablieren und spricht von einer win-win-Situation für Urlaubsgäste und heimische Produzenten.