Schöner Brunnen in Nürnberg
Schöner Brunnen Nürnberg - Brunnen in Nürnberg
Es werden demjenigen drei Wünsche erfüllt der am goldenen Ring dreht, wenn er dreimal dreht wird er mit reichem Kindersegen belohnt.
Dieser Glaube bezieht sich auf den über 600 Jahre alten Schönen Brunnen in Nürnberg. Der Ring verfügt zur Verwunderung vieler über keine Nahtstelle und der Legende nach hat ihn ein Schlosserlehrling ohne Wissen seines Meisters in das Gitter eingelassen, er galt früher auch als "Handwerksburschenwahrzeichen" Nürnbergs. Näheres zum Mythos Ring am Schönen Brunnen weiter unten unter "Geschichte und Geschichten rund um den Ring des Schönen Brunnen".
Die Säule des Schönen Brunnen wächst wie eine gotische Kirchturmspitze aus einer 8-eckigen Brunnenschale, verjüngt sich über drei Stufen bis zur Kreuzblume und ragt ca. 19 m in die Höhe. In seiner heute bekannten Form wurde der Schöne Brunnen 1385 bis 1396 erbaut, zählt zu den ältesten Röhrenbrunnen der Stadt Nürnberg und besitzt einen eigenen Zufluss. Der Bau erfolgte zunächst durch den Baumeister Fritz Pfintzing und nach dessen Tod ab 1389 durch den Steinmetz Heinrich Behaim d.Ä., genannt Heinrich der Barlier (Parlier entspricht etwa einem Bauleiter). Der Schöne Brunnen wurde aus Schilfsandstein erbaut und befindet sich an der Nordwestecke des Hauptmarkts, wie schon 1370 geplant. Die Idee von einem Brunnen am Hauptmarkt entstand nämlich in der Zeit des Kaisers Karl IV. Die Brunnenpyramide sollte damals schon Bestandteil der Neuanlage des an der Stelle des ehem. Judenviertels planmäßig angelegten Marktplatzes sein.
Genaue Angaben über die ursprüngliche Form des Schönen Brunnens gibt es nicht. Sie bestand vermutlich aus einer steinernen Säule mit zwei oder drei wasserspeienden Löwen in einem sechseckigen Brunnenbecken. Es gibt eine Pergamenthandschrift aus dem Jahr 1459, auf der eine Zeichnung abgebildet ist, die wahrscheinlich 3 Löwen darstellt. Darüberhinaus wird der Brunnen vom Stadtschreiber Johannes Müllner erwähnt, der von 2 Löwen spricht.
Die letztentlich entstandene Form des Brunnens (im Stil der Gotik), mit seinen reichen Verzierungen und 40 allegorischen Steinfiguren auf vier Ebenen - allesamt bedeutende Werke des 14. Jahrhunderts - ist eine der größten Attraktionen der Nürnberger Innenstadt. Die Figuren repräsentieren das Weltbild des Heiligen Römischen Reiches im Mittelalter und sind in jedem Falle eine längere Betrachtung wert.
In der unteren Reihe sitzen die Philosophie und die Sieben Freien Künste: Pythagoras vertritt die Musik (mit Hirtenflöte - Syrinx), Euklid die Geometrie (hält einen Winkel und eine Zange), Ptolemäus die Astronomie (hält einen Sextanten), Nikomachos das Rechnen (hält eine Rechentabelle), Aristoteles stellt die Dialektik, die Kunst des logischen Denkens und Schreibens dar (trägt eine Tasche), Cicero ist Symbol für die Redekunst (trägt eine Schnallentasche), Donatus steht symbolisch für die Grammatik (unterrichtet aus einem Buch einen Knaben) und Sokrates sitzt dabei, um die Zahl acht vollzumachen (er hält ein Buch). Interessant zu wissen: Aus den vier naturwissenschaftlichen und den drei sprachlichen Fächern, die das Mittelalter von der Antike übernahm, hat sich das gesamte moderne Schul- und Bildungswesen entwickelt.
In der zweiten Ebene sind die 4 Evangelisten (Markus, Matthäus, Lukas und Johannes) und die 4 lateinischen Kirchenväter (Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregorius) dargestellt.
In der dritten Reihe stehen 16 Herrschergestalten, die die Einheit der Menschheit andeuten. Diese sind:
Die 7 Kurfürsten (lat. Electores, im Deutschen Reich vom 13. Jh. bis 1806 zur Königswahl berechtigten Fürsten, die da waren: die Erzbischöfe von Trier, Mainz und Köln, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Bömen und neun Helden: drei Helden der Antike (Hektor von Troja, Alexander der Große, Julius Caesar), drei Helden des Alten Testaments (Josua, Judas Makkabäus und König David) und drei Helden des Abendlandes (König Artus, Karl der Große, Gottfried von Bouillon). Ganz oben auf der Brunnensäule stehen Moses und 7 alttestamentliche Propheten (Hosea, Daniel, Jeremias, Hesekiel, Amos, Jesaia und Joel).
Die 7 Kurfürsten sind auch beim Männleinlaufen auf dem Turm der Frauenkirche verewigt.
Zu Füßen der Herrschergestalten sollen die Fratzen der Hauptfeinde Nürnbergs zu sehen sein, darunter Eppelein von Gailingen (um 1320 bis 1381, Raubritter, unter dem besonders Nürnberger Bürger zu leiden hatten, er wurde am 15.5.1381 bei Neumarkt/Opf. gerädert und enthauptet) und Schüttensamen.
Das kunstvoll geschmiedete Eisengitter fertigte Paulus Kuhn aus Augsburg im Jahre 1586/87.
Im Laufe der Geschichte wurde der Brunnen mehrmals restauriert. 1420, 1447, 1464 und 1490. Im Jahre 1540 wurden Neubemalungen durchgeführt. Bei der Restaurierung im Jahr 1490 war laut Überlieferung auch die Werkstatt von Michael Wolgemuts (1434 oder 1437 bis 1519, Lehrer Albrecht Dürers) beteiligt. Eine erste große Restaurierung fand 1540/41 statt. Nach dem 30-jährigen Krieg wollte man den Brunnen wegen starker Schäden sogar abreißen, hat es aber zum Glück nicht getan.
In den Jahren 1821/24 erfolgte gewissermaßen eine "Runderneuerung". Die Kosten beliefen sich auf 20.000 Gulden. Dabei wurde die gesamte Brunnenpyramide fast komplett abgetragen und unter Verwendung noch brauchbarer Teile mit vielen Abweichungen vom Original neu errichtet. Die Figuren der Kurfürsten von Sachsen und Trier, des Judas Makkabäus und des Cäsar blieben erhalten. Beteiligt an dieser Restaurierung waren der damalige Direktor der Nürnberger Malerakademie Prof. Albert Reindel, die Bildhauerbrüder Gottfried und Lorenz Rotermund, der Bildhauer Ernst von Bandel, Steinmetzmeister Capeller sowie Bildhauer und Erzgießer Jakob Daniel Burgschmiet (1796 bis 1858). Es wurde der sehr harte Sandstein aus Wendelstein benutzt. Statt Farben und Vergoldung wurde graue Ölfarbe aufgetragen. Bei dieser Restaurierung wurde auch der obere Teil des Gitters durch einen neugotischen Aufsatz ersetzt.
1839 wurde das Becken ausgebessert.
In den Jahren 1897 bis 1903 wurde der Brunnen komplett neu errichtet (aus kunsthistorischer Sicht der bedeutenste Eingriff), da der bisher verwendete Sandstein fast völlig verwittert war. Dies wurde durch Oberbürgermeister Dr. Ritter von Schuh (sein Wappen, ein Schuh, befindet sich im nordwestlichen Feld des Gitteraufsatzes) veranlasst, durchgeführt vom städtischen Baurat Heinrich Wallraff (1858 bis 1930). Der neue Brunnen ist eine Nachbildung in Muschelkalk aus Krensheim. Fragmente des verwitterten Originals befinden sich im Germanischen Nationalmuseum (drei Prophetenköpfe kamen in die Staatlichen Museen Berlin).
Die Stufenplattform wurde um einen Stufenkranz erhöht. Eine Schrift, die der Baurat zur Erneuerung des Schönen Brunnens verfasste ist erhalten geblieben (Heinrich Wallraff: "Bericht über den Entwurf zur Wiederherstellung des "Schönen Brunnens" auf dem Hauptmarktplatze zu Nürnberg", Nürnberg 1889.) Die Kosten dieser Restaurierung betrugen fast 6,5 Millionen Mark.
Der obere Gitteraufsatz von 1824 wurde bei dieser Restaurierung entfernt und nach Vorlagen das ursprüngliche Oberteil mehr oder weniger originaltreu nachgebildet.
Das Eisengitter des Paulus Kuhn wurde im Jahre 1902 von Albert Leipold instand gesetzt.
Im Zweiten Weltkrieg war der Schöne Brunnen in einen Betonmantel gehüllt und überstand die Bombardierung dadurch unversehrt.
Geschichte und Geschichten rund um den Ring des Schönen Brunnen
Es ist nicht bekannt, wann der drehbare Ring (Durchmesser 10 cm), der als "Handwerksburschenwahrzeichen" von Nürnberg galt, erstmals in Schriftstücken erwähnt wird. Friedrich Beer erwähnt in einem Gedicht 1587 den Ring: "Ring ineinander geschlossen - künstlich, meisterlich, unverdrossen". Der Ring ist in einem Kupferstich aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erstmals bildlich dargestellt. Auf dem Bild sieht man einen Burschen im Vordergrund an dem Ring drehen.
Bei der ersten Restaurierung 1821/24, als das Oberteil des Gitters ersetzt wurde, ging der berühmte Ring verloren. Es wurde ein ähnliches Stück, angeblich durch Schlossermeister Pickel, angebracht.
Bei der zweiten Restaurierung 1899 - 1903, wurde von dem Werkmeister Otto Wolgemut ein neuer Messingring gefertigt und eingefügt. Die Firma Frey soll zu dieser Zeit auf der Nordostseite den ebenfalls drehbaren eisernen Konkurrenzring eingefügt haben. Dieser Eisenring ist bis heute unverändert erhalten und sorgt seither über Verwirrungen darüber, welcher der beiden Ringe nun Wünsche erfüllt.
1945 wurde der "goldene" Messingring gestohlen. 1949 wurde er zur 900-Jahr-Feier neu angefertigt. Allerdings hat der Beauftragte die Ösen des Gitters aufgesägt, den Messingring hineingelegt und das Gitter wieder zugeschweißt. Die Innenseite der Gitterösen wiesen deshalb noch Schweißnähte auf. Da dies den Nürnbergern nicht gefiel musste die Arbeit 1950 wiederholt werden.
1957 wurde der Ring erneut gestohlen und erneuert.
Der Messingring ist insgesamt mindestens fünf Mal ersetzt worden, was anscheindend seine Wunderkraft nicht beeinflusst hat, denn die Nürnberger glauben an "Ihren" Ring, allerdings glauben sie, dass der eiserne an der nord-östlichen Ecke der "echte" Ring ist, und die Touristen glauben, dass der goldene der Richtige ist.