Fränkischer Theatersommer - Bühne

Theatersommer Fränkische Schweiz - Die Bretter, die das Land bespielen

 
Mark Zimmermann

Erstellt | Geändert

Jan Burdinski hat in den Gutshof Kutzenberg im Landkreis Lichtenfels eingeladen. Unter einer Schatten spendenden Linde erzählt der Intendant des Fränkischen Theatersommers, wie das „fahrende Theater“ 1993 aus der Taufe gehoben wurde und später zu einer beliebten Landesbühne geworden ist.

 

Theatersommer Fränkische Schweiz - Die Bretter, die das Land bespielen


Fränkischer Theatersommer e.V.

Landesbühne Oberfranken
bis zu 180 Aufführungen an 70 Spielorten
 

„Den Thespiskarren aufschlagen, die Bühne aufbauen und loslegen“

„Gemeinsam mit einem befreundeten Bildhauer kam mir Anfang der 90er Jahre die Idee, die Kommunen und Dörfer Frankens wandertheatermäßig zu bespielen“, sagt Burdinski und erinnert sich, dass der Start mühsam gewesen sei. „Wir wollten unser Schauspiel zu den Menschen bringen wie wie im 6. Jahrhundert vor Christus Thespis, der mit einem so genannten Thespiskarren seine Wanderbühne und Schauspieler beförderte.“ Theater sei harte Arbeit, so Burdinski, insbesondere dann, wenn man alle Requisiten und Bühnenpodeste die letzten Meter tragen müsse. „Das ist uns einmal auf Burg Gößweinstein passiert. Ein Schuss Abenteuerlust und Romantik ist schon vonnöten“, sagt der Theatermacher, doch die Mühe lohne sich eigentlich immer.

Thespiskarren - die Wanderbühne

 

 

"Thespis-Karren" - so heißt die Wanderbühne aus der Überlieferung. Und genau so einen haben wir, natürlich viel moderner und wunderbar einfach handlebar.

„Sagenhaftes, urwüchsiges, intimes Gemeinschaftserlebnis“

„Ursprünglich ging es uns darum, die europäische Komödie in einem zusammenwachsenden Europa zu feiern. Unser Vorbild war immer auch Molière, der zwölf Jahre in der Provinz als Theaterdirektor herum getingelt ist und das Schauspiel zu den Menschen gebracht hat, die sonst vielleicht nie auf die Idee gekommen wären, ein Theater zu besuchen.“ Heute, nach fast dreißig Jahren, ist aus der anfänglich kleinen Bühne ein größeres Unternehmen geworden, dass jährlich von März bis Oktober bis zu 180 Aufführungen zu verbuchen hat, darunter seit einigen Jahren auch Kammerspiele, Kabarett, Mundart, Krimis, Musik und (szenische) Lesungen. Nicht nur Oberfranken werde bereist, sondern auch angrenzende Bezirke wie die Oberpfalz oder das Bundesland Thüringen. Etwa 25 bis 30 Künstler seien an den Produktionen beteiligt. „Sie glauben gar nicht, wie viele freiberufliche und multitalentierte Schauspieler es gibt, die sich nicht ausschließlich an ein Ensemble binden oder mal etwas Besonderes machen wollen.“ Aber was genau ist so besonders am Theatersommer? „Der enge Kontakt zum Publikum, das nicht selten beim Aufbau der Kulissen mithilft“, erklärt Burdinski, „alles in allem: ein sagenhaftes, urwüchsiges, intimes Gemeinschaftserlebnis: pro Abend haben wir ja nicht mehr als 150 Zuschauer. Wer das noch nicht erlebt hat, der kennt auch die Wurzeln des Theaters nicht.“ Was für Darsteller und Besucher gleichermaßen gelte.   

 

Gutshof Kutzenberg

Der Gutshof Kutzenberg soll der neue Stützpunkt für den Theatersommer werden.

Lysander: „Ein jedes Ding muss Zeit zum Reifen haben“

Der Gutshof in Kutzenberg, ein Geschenk des Bezirks Oberfranken, solle bald schon der neue, barrierefreie Stützpunkt für den Theatersommer werden. „Hoffentlich können wir demnächst wieder Schauspielerwohngemeinschaften in unseren Räumen anbieten, auf diese Weise wäre es auch möglich, verstärkt wieder Künstler auch aus anderen Regionen der Bundesrepublik zu versammeln.“ Mansiones - also: Aufenthaltsorte - seien in den Fachwerkgebäuden längst eingeplant sowie ein neues Büro und eine Mensa. „Die angrenzenden Scheunen könnten zu Werkstätten und Tanzböden für unsere Musicals ausgebaut werden, und im alten Pferdestall wird in ein paar Jahren ein Kammertheater entstehen.“ Ein Freilufttheater existiere bereits: „Eine Mischung aus Biergarten und Freiluftbühne, im Schatten hoher Mammutbäume. Ein perfekter Ort, um bei warmen Temperaturen ins Reich der Phantasie zu entschwinden.“ Hier soll im nächsten Jahr der Sommernachtstraum von Shakespeare aufgeführt werden.

 

5Fragen an Jan Burdinski

1.

Seit wann gibt es den Theatersommer?

1993 gegründet, entwickelte sich der Theatersommer von der reinen Wanderbühne zum ausgezeichneten Landestheater

2.

Was macht das Ensemble?

Wir „wandern“ mit unserem Ensemble aus über 30 erfahrenen Profis der Sparten Schauspiel, Kabarett, Musik, Gesang, Figurentheater und der Theaterpädagogik an etwa 70 ausgewählte Spielorte in Oberfranken und weit darüber hinaus.

3.

Was kommt zur Aufführung?

Komödien, Kammerspiele, Kabarett, Mundart, Krimis, Lesungen, aber auch Musicals

 

4.

Was ist ein Thespiskarren?

Ein Wohnwagen für wandernde Schauspieler mit Wanderbühne. Der Name stammt von Thespis, dem ersten griechischen Tragödiendichter

 

5.

Wie sieht die Zukunft aus?

Mit dem Gewinn und dem Ausbau des Gutshofes in Kutzenberg hoffen wir, bald wieder Wohnungen für unsere Schauspieler anbieten zu können. Wir errichten Werkstätten, Probebühnen und Theaterräume. Im neu gestalteten Freilufttheater wird im nächsten Jahr der „Sommernachtstraum“ aufgeführt.

 

Eulenspiegels Enkel - von und mit Markus Veith

 


Erasmus hat ein seltsames Leiden: Nachdem er in seiner Kindheit jahrelang mit Gedichten gefüttert wurde, kann er nur noch in Versen sprechen. Da alle Welt glaubt, er verulke sie mit seiner lyrischen Sprache, macht er aus der Not eine Tugend: Er zieht als moderner Eulenspiegel umher und spielt Streiche. Genau wie der berühmte Narr, hält er der Gesellschaft einen Spiegel vor und macht vor nichts Halt, nutzt dabei alles, was die heutige Zeit ihm bietet.

Highlights

Intendant Jan Burdinski
Intendant Jan Burdinski
  1. Seit fast 30 Jahren gibt es den Theatersommer.

    Aus der anfänglich kleinen Bühne ist mittlerweile ein Unternehmen geworden, das jährlich bis zu 180 Aufführungen verwirklicht.

  2. Gutshof Kutzenberg

    Hier soll der neue barrierefreie Stützpunkt für den fränkischen Theatersommer entstehen.

  3. Zukunftspläne

    Im Sommer bleibt es beim Wandertheater, im Winter werden die neuen Räumlichkeiten in Kutzenberg vermehrt theaterpädagogisch genutzt.

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„Theater wie ein Jungbrunnen“

Wie sieht er sonst aus, der Spielplan der näheren Zukunft? „Mit dem neuen Standpunkt in Kutzenberg wachsen die Aufgaben, die wir uns selbst mit auf den Weg gegeben haben. In der Sommerspielzeit wollen wir unverändert ein Wandertheater bleiben. Im Winter dann werden wir die neuen Räume verstärkt theaterpädagogisch nutzen. Wir wollen unsere Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen wie der Psychiatrie oder der Werkstatt für Behinderte vertiefen und künstlerisch bereichern.“ Ob da noch genügend Zeit bleibe, einmal auszuspannen oder in den Urlaub zu fahren? Jan Burdinski lacht. „Das Theatermachen ist wie ein perpetuum mobile: Es beschäftigt dich, geht immer weiter, lässt dich nicht mehr los. Die Freude an der Arbeit, den Kollegen und dem begeisterten Publikum überwiegt aber, gibt mir immer wieder Kraft, auch wenn ich mal durchhänge. Theater ist wie ein Jungbrunnen. Von daher habe ich in den letzten Jahren eigentlich gar keinen Urlaub gebraucht.“   

 

Theatersommer Fränkische Schweiz e.V. Büro Hollfeld

Fragen an das Team vom Theatersommer

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Mark Zimmermann

Erstellt | Geändert

Mark Zimmermann ist Gründer von Bayern-online.de und schreibt das Blog Quergereist.de

Interview: Mark Zimmermann
Text: René Becher
Produktion: Birgit Tauscher