Spielzeugmuseum Nürnberg

Spielzeugmuseum Nürnberg - spielerisch zum emotionalen Weltmuseum

 
Mark Zimmermann

Erstellt | Geändert

Jahrhundertelang galt Nürnberg als die Stadt des mittelalterlichen Handwerks und Handels. Weltweit bekannt ist die Frankenmetropole auch als „Spielzeugstadt“. „Nürnberger Tand geht in alle Land“, so hieß es im 19. Jahrhundert. Die Tradition der Spielzeugherstellung beginnt im 16. Jahrhundert mit den Puppenmachern. Heute findet in Nürnberg jährlich die weltweit größte Spielwarenmesse statt. Ein eigenes Spielzeugmuseum gibt es seit 1971 in der Karlstraße. Bayern online hat sich mit der Leiterin, Frau Prof. Dr. Karin Falkenberg, unterhalten.

Spielzeugmuseum Nürnberg - ein großartiger Ort - für die ganze Familie

Hier glänzen nicht nur Kinderaugen - Miniatureisenbahn

 

Das Spielzeugmuseum Nürnberg

wurde 1971 eröffnet.

Herzensspielzeuge aus unserer Kindheit

Wenn wir von Nürnberger Spielzeug sprechen, sprechen wir nicht selten von Konsumgütern und Waren. Karin Falkenberg, gebürtige Nürnbergerin und Leiterin des Spielzeugmuseums, möchte aber besser von wahrer Liebe sprechen. „Spielzeug ist Erinnerung und Gefühl“, sagt Falkenberg, „denken wir nur einmal an die Herzensspielzeuge aus unserer Kindheit, z.B. Kuschel- und Schmusetiere. Wir können uns schlichtweg nicht mehr daran erinnern, unsere Kindheit ohne sie verbracht zu haben.“ Deshalb soll das Museum, das sie betreut, von einem klassischen Sammlungsmuseum in ein „emotionales Weltmuseum“ umgewandelt werden. Die ursprünglich private Sammlung von Lydia Bayer ist einer Verlusterfahrung geschuldet. Falkenberg: Frau Bayer musste um die Jahrhundertwende eines ihrer Lieblingsspielzeuge an ein bedürftiges Kind abgeben. Ein paar Jahrzehnte später schenkte ihr Ehemann Paul dieses Spielzeug zu Weihnachten. Sie war so beglückt, dass sie daraufhin zu sammeln begonnen hat. Der Grundstock aller heutigen Exponate.“ Dem damaligen Kulturdezernenten Hermann Glaser ist es zu verdanken, dass diese Spielsachen Ende der 60er-Jahre ihren Weg in die traditionelle Spielzeugstadt in Mittelfranken fanden. Im Jahr 1971 wurde dann das Spielzeugmuseum in der Karlstraße feierlich eröffnet – bedauerlicherweise ohne Lydia Bayer, die 1962 verstarb.

Aktuelle Kabinett-Ausstellung: Bienenschwarm & Honigglück Insektenleidenschaft im Spielzeugformat

Bienen im Spielzeugmuseum:
Erleben Sie eine faszinierende Ausstellung, in der Bienenzucht und Spielzeugkunst auf einzigartige Weise vereint sind. Vom 1. März bis 8. September 2024 präsentiert das Spielzeugmuseum Nürnberg eine Kabinett-Ausstellung, die nicht nur die Komplexität der Bienenzucht humorvoll und verständlich darstellt, sondern auch die Bedeutung von Bienen für die Natur und unsere Lebensmittelversorgung aufzeigt. Neben interaktiven Darstellungen und spielerischen Elementen erwartet die Besucherinnen und Besucher ein abwechslungsreiches Begleitprogramm für die ganze Familie. Der Eintritt ist im Museumseintritt enthalten. Entdecken Sie die Welt der Bienen im Spielzeugmuseum Nürnberg

Bienen existieren seit 100 Millionen Jahren auf der Erde, während die Menschheit – je nach Berechnung – erst seit rund zwei Millionen Jahren existiert. Sie bilden hochkomplexe Staaten, bestäuben Nahrungsmittel für Mensch und Tier, produzieren Honig und Wachs und dienen als Indikatoren für Umweltveränderungen. Bienen sind vielschichtig, unverzichtbar und einfach beeindruckend!

In der Spielzeugbranche werden Bienen ausnahmsweise im Spielzeugformat größer dargestellt: Während echte Bienen durchschnittlich 12 Millimeter groß sind, sind Spielzeugbienen in der Regel deutlich größer. Im Bereich des Plüschspielzeugs beträgt der Standard 15 bis 30 Zentimeter.

Da Bienen nicht viel Platz benötigen, findet die Präsentation als Kabinettausstellung in Ebene 2 des Spielzeugmuseums vor und neben der Omaha-Bahn statt.

Vom Prinzip der überwundenen Vitrine

„Nürnberger Spielzeug macht das Leben begreifbar“, so Karin Falkenberg. In der Karlstraße erwartet die Besucher eine große Welt im Kleinen. „Wenn ein Spielzeugmuseum nicht auch zum Spielen animiert, ist es eine Mogelpackung.“ Deshalb muss die Museumspädagogik stets kindgerecht sein, Falkenberg spricht in diesem Zusammenhang vom „Prinzip der überwundenen Vitrine“. Museumsspielplätze und viele interaktive Ideen laden ein zum spielerischen Verstehen. Ein eigener Kinder- und Jugendbeirat trägt Sorge, dass dieses Verständnis nicht zu kurz kommt. Die Schüler und Schülerinnen erheben Einspruch, wenn ihnen etwas nicht passt oder wenn ein Thema viel zu umständlich erklärt ist. Die einzelnen Depots und Räume erzählen vom echten Leben. Puppenhäuser stellen zum Beispiel dar, wie wir Menschen leben, und Puppenküchen, wie wir uns ernähren.

360-Grad-Tour: Hereinspaziert in die Ausstellung "Technik und Arbeit"

360-Grad-Tour: Hereinspaziert in die Ausstellung "Technik und Arbeit"
360-Grad-Tour durch die Ausstellung "Technik und Arbeit" (Bitte auf das Bild oder die Überschrift klicken.)

Video: 600 Jahre Spielzeugtradition

Video 600 Jahre Spielzeugtradition - Exponate des Spielzeugmuseums

 

Besucher des Spielzeugmuseums Nürnberg können eine faszinierende Reise durch die Zeit machen und verschiedene Arten von Spielzeugen entdecken, darunter Puppen, Modelleisenbahnen, Brettspiele und mehr. Es gibt auch interaktive Ausstellungen und Aktivitäten für Kinder, die ihnen helfen, die Welt des Spielzeugs auf spielerische Weise zu erforschen.

Hier geht's zum Video.

5Fragen an die Leiterin des Spielzeugmuseums

1.

Erzählen Sie uns bitte etwas über den Kinder- und Jugendbeirat des Nürnberger Spielzeugmuseums

Dieser Beirat besteht derzeit aus 12 Schülern und Schülerinnen, die nicht älter als 14 Jahre sind. Wir möchten das Haus sukzessiv umarbeiten, vom reinen Sammlungsmuseum zum emotionalen Weltmuseum, kindgerecht in allen Belangen. Die Mädchen und Jungen stehen den erwachsenen Museumsmachern mit Rat und Tat zur Seite. Ihre Expertise ist wichtig. Auch ein internationaler Wissenschaftsbeirat hilft uns auf unserem Weg.

2.

Gab es Beschwerden, dass das Spielzeugmuseum zu wenig digital ist?

Bislang hat das nur ein Kind beklagt. Kinder lieben es haptisch. Zu Hause arbeiten sie ja bereits mit Handy und Tablet. Meine Wahrnehmung: Sie freuen sich total, wenn sie bei uns auf dem Museumsspielplatz auch einmal Fangen oder Versteck spielen können. Denn klassische Spiele kommen im modernen Alltag oft zu kurz.

3.

Welches Spielzeug würde sie den Eltern für ihre Kinder empfehlen?

Für die körperliche Entwicklung ist Sportspielzeug enorm wichtig. Da können Eltern nichts falsch machen. Man muss das Equipment ja nicht immer gleich kaufen.

4.

Wie könnte das Nürnberger Spielzeugmuseum im Jahr 2045 aussehen?

Mein Wunsch ist, dass unser Museum bis dahin zum emotionalen Weltmuseum umgebaut ist. Eine anthropologische Konstante im Spielzeugmuseum lautet, nach Joseph Beuys: Alle Menschen sind Künstlerinnen und Künstler. Wir wollen dabei nicht nur Vergangenheit und Gegenwart im Blick haben, sondern auch zukunftsorientiert bleiben. Was können wir tun, dass wir uns auch nachhaltig betrachtet künstlerisch aufstellen? Wir wollen für Jung und Alt einen guten, fröhlichen, freundlichen Begegnungsort schaffen.

5.

Was sind ihre drei Lieblingsmuseen, ausgenommen das Spielzeugmuseum?

Das Museum der Unschuld in Istanbul. Es basiert auf einem Roman von Orhan Pamuk. Dann das Rundfunkmuseum in Fürth, in dem ich lange tätig war. Und ich bin ein großer Fan von allen Freilichtmuseen.

Video: Museums-Check - Das Spielzeugmuseum

Video-Museumscheck: Das Spielzeugmuseum

 

Ein weiterer Höhepunkt des Museums in der Innenstadt von Nürnberg ist die Sammlung von historischen Spielzeugen aus der Region Nürnberg, die für ihre lange Tradition in der Spielzeugherstellung bekannt ist. Die Ausstellung umfasst eine Vielzahl von Spielsachen, die in Nürnberg hergestellt wurden, darunter Holzspielzeug, Blechspielzeug und Porzellanpuppen.

Hier finden Sie das Video.

 

 

„Museen wird mehr vertraut, als zum Beispiel Tageszeitungen. Das ist eine große Verantwortung!“

 „Nachhaltigkeit ist ein Kernthema des Museums“, sagt Falkenberg. „Ein Museum muss mit dem arbeiten, was da ist. Wir kaufen wenig Neues und nutzen unser Ausstellungsmobiliar langfristig.“ Vor zwei Jahren wurde ein interner Nachhaltigkeitsworkshop in Kooperation mit der Stadt Nürnberg abgehalten. Die Strategie des Museums ist absolut zeitgemäß und vorbildlich. Dieses Zukunftskonzept eines „emotionalen Weltmuseums“ verknüpft eine jahrhundertealte Spielzeugtradition mit hochwertiger Bildung und dem gesellschaftspolitischen Auftrag, Frieden und Menschenrechte zu sichern, ganz im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und den ESG-Kriterien. ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung). So sind zum Beispiel die Museumstafeln nicht länger aus Folie, sondern aus Tapeten hergestellt. „Wir leisten CO₂-Ausgleichszahlungen und achten auf umweltschonende Dienstreisen.“ Aber auch die soziale Verantwortung hat höchste Priorität. Eine neue Ausstellung widmet sich dem Komplex „Spielzeug und Rassismus“. Alle Exponate des Spielzeugmuseums wurden zuvor einer genauen Prüfung unterzogen. „Wir haben eine Sklavenfigur, die auf einem Podest steht und für den Sklavenhalter tanzen soll. Hierzu haben wir einen Comic erstellen lassen, in dem die Figur sich aller Fesseln entledigt. Auf diese Weise haben wir die Spielfigur empowered.“ Auch das gehört zur Zukunftsfähigkeit.

 

Erkunden Sie mit einer 360-Grad-Tour den Kinderbereich Spielzimmer

Erkunden Sie mit einer 360-Grad-Tour den Kinderbereich Spielzimmer
360-Grad-Tour: Erkunden Sie den Kinderbereich Spielzimmer (Bitte auf das Bild oder die Überschrift klicken.)

Highlights

Prof. Karin Falkenberg - Leiterin des Spielzeugmuseums Nürnberg
Prof. Dr. Karin Falkenberg - Leiterin des Spielzeugmuseums Nürnberg
  1. Von Jung bis Alt

    Das Spielzeugmuseum Nürnberg umfasst antike wie auch moderne Exponate für junge und etwas ältere Besucher. Besuchen Sie Dauerausstellungen wie das „Kabinett Lydia Bayer“, die „Welt der Technik“ oder „Spielzeug seit 1945“. Tolle Sonderausstellungen wie „Bewohnbarkeit unseres Planeten“ beschäftigen sich mit unserem Leben und dem wichtigen Thema der Nachhaltigkeit

     

  2. Zukunftskonzept

    Apropos Nachhaltigkeit. Die Strategie des Museums ist absolut zeitgemäß. Dieses Zukunftskonzept eines „emotionalen Weltmuseums“ verknüpft eine jahrhundertealte Spielzeugtradition mit hochwertiger Bildung und dem gesellschaftspolitischen Auftrag, Frieden und Menschenrechte zu sichern, ganz im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen

  3. Nürnberger Museenfamilie

    Das Spielzeugmuseum ist Mitglied der großen Nürnberger Museenfamilie. Viele Museen der Stadt finden Sie ganz in der Nähe des Spielzeugmuseums in der Karlstraße. Besuchen Sie auch das Stadtmuseum im Fembo-Haus, das neue Zukunftsmuseum, das Albrecht-Dürer-Haus oder den Historischen Kunstbunker.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Spielzeugmuseum Nürnberg

Das Spielzeugmuseum in Nürnberg hat sich der Nachhaltigkeit und dem Umweltschutz verschrieben. Es nutzt erneuerbare Energiequellen wie Solarzellen, um seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren und setzt energiesparende LED-Beleuchtung ein. Durch Recyclingstationen und umweltfreundliche Reinigungsmittel minimiert das Museum auch seinen Abfall. Es bietet zudem Bildungsprogramme an, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei Kindern und Erwachsenen zu fördern. Insgesamt ist das Spielzeugmuseum ein hervorragendes Beispiel für eine kulturelle Institution, die Nachhaltigkeit in ihre Betriebsabläufe integriert und einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft hat.

„Komplexe Gesellschaften brauchen komplexe Spiele“ – Spieltheoretiker Brian Sutton-Smith

„Ding + Phantasie = Spielzeug“, sagt Falkenberg. Spielen ist universell, und wir alle spielen von Klein auf. Je jünger wir sind, desto ähnlicher ist unser Spielverhalten. Weltweit. „Auf die Haptik folgt sehr bald schon die Phantasie. Kinder spielen Rollen, sie ahmen die Erwachsenen nach und spielen Alltag.“ Später folgt das Konstruktionsspiel – die Gestaltung gewinnt an Bedeutung, bevor dann das ‚Regelspiel“ einsetzt, das wiederum veränderbar ist und an die moderne Zeit angepasst wird. Die Digitalisierung macht somit auch nicht vor dem traditionellen Spielzeugmuseum Halt. „Ich bin keine Kulturpessimistin. Die Medienkompetenz Zweijähriger ist enorm. Wir aber sind die Profis in den haptischen Dingen – wenn auch hin und wieder kombiniert mit virtuellen Elementen.“ So soll es in Zukunft aussehen. Kaum ein Kind beklage sich, dass das Museum zu wenig digital sei. „Viele sind froh, wenn das Tablet mal keine Rolle spielt. Aber wir halten natürlich beide Augen offen.“ Auf die Frage, wie das Spielzeugmuseum im Jahr 2045 aussehen könnte, antwortet Karin Falkenberg: „Bis dahin soll das Museum zu einem emotionalen Weltmuseum umgebaut sein. Eine anthropologische Konstante im Spielzeugmuseum lautet: Alle Menschen sind Künstlerinnen und Künstler. Wir wollen also nicht nur Vergangenheit und Gegenwart im Blick haben, sondern auch zukunftsorientiert bleiben. Was können wir tun, dass wir uns auch nachhaltig betrachtet künstlerisch aufstellen? Wir wollen einen guten, fröhlichen, freundlichen Begegnungsort schaffen."

Video: Hinter verschlossenen Türen im Spielzeugmuseum Nürnberg

Video Hinter verschlossenen Türen im Spielzeugmuseum Nürnberg

Das Spielzeugmuseum in Nürnberg ist ein wunderbarer Ort für Jung und Alt, um die Geschichte des Spielzeugs zu erkunden. Das Museum befindet sich in einem historischen Gebäude im Herzen der Stadt und bietet eine beeindruckende Sammlung von Spielzeugen aus verschiedenen Epochen und Kulturen.

Hier finden Sie das Video

Podcast mit Frau Prof. Dr. Falkenberg, der Leiterin des Spielzeugmuseums Nürnberg

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Das Video zum Podcast mit Frau Prof. Dr. Karin Falkenberg

Das Video zum Podcast mit Frau Prof. Dr. Karin Falkenberg

360-Grad-Tour: Schauen Sie sich um in der Ausstellung "Spielzeug und Rassismus"

360-Grad-Tour: Schauen Sie sich um in der Ausstellung "Spielzeug und Rassismus"
360-Grad-Tour durch die Ausstellung "Spielzeug und Rassismus" (Bitte auf das Bild oder die Überschrift klicken.)

So finden Sie das Spielzeugmuseum in Nürnberg

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Mark Zimmermann

Erstellt | Geändert

Mark Zimmermann ist Gründer von Bayern-online.de und schreibt das Blog Quergereist.de

Interview: Mark Zimmermann
Text: René Becher
Text und Produktion: Annegret Bauch