Heinz-Günter Prager: Druckgrafik

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Spotlight: Heinz-Günter Prager: Druckgrafik. 16. Oktober 2025 – 18. Januar 2026.

Raum und Bewegung – das sind die zentrale Themen im Werk von Heinz-Günter Prager (1944–2025). Neben Skulpturen und Zeichnungen widmete sich der renommierte deutsche Künstler auch regelmäßig der Druckgrafik. Drei seiner Mappenwerke aus den Jahren 2007 bis 2015 sind ab Donnerstag, 16. Oktober 2025 in einem Raum in der Dauerausstellung zur Kunst des 20. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum zu sehen. 

Ungewöhnlich und experimentell ist sein Umgang mit der Drucktechnik: In der ausgestellten Serie „Sieben begehren“ aus dem Jahr 2010 dominieren geometrische Formen wie Ovale und Rechtecke die Bildflächen. Die Rechtecke entstanden im sogenannten Blinddruck, bei der Formen ohne Farbe in das Papier gedrückt werden. Die Fläche bleibt farblos, dafür sind ihre Umrisse präzise als vertieftes Relief sowohl sicht- als auch fühlbar. Die ovalen Formen und das übrige Papier wurden mit weißer und schwarzer Farbe bedruckt. Daraus ergeben sich reizvolle Spannungen und Gegensätze – zwischen erhaben und flach, zwischen schwarz und weiß sowie zwischen scharf und unscharf. 

Radikaler wird Prager wenige Jahre später, als er für das Werk „Gesetzt den Fall“ von 2015 Quadrate und Rechtecke direkt aus der Druckplatte schnitt und anschließend als Fragmente mit abdruckte oder sie einfach wegließ. Geometrische Formen bestimmen Pragers Werke, nie allerdings in einer derart dekonstruktivistischen Weise. Für das dritte Mappenwerk „Septuor de la nuit“ von 2007 griff der Künstler auf eine frühere Arbeit zurück, deren Motive er so überdruckte, dass sie nur in kleinen Ausschnitten sichtbar blieben. Hier spielt er mit dem Zeigen und Verdecken – um Neugier zu wecken, den Bildausschnitt zu dynamisieren und Spannung aufzubauen. 

Die Druckgrafik war nach Pragers eigener Aussage eine eher private Beschäftigung, die ihm dazu diente, sich auf die wesentlichen Themen seiner Kunst zu konzentrieren. Anfangs, in den späten 1960er- und 70er-Jahren, entstanden vorwiegend Einzelblätter, seit den 1990er Jahren dann zunehmend Serien und Mappenwerke. Diese boten die Möglichkeit, verschiedene Lösungen für eine Fragestellung durchzuspielen und damit die spezifisch bildnerische Auseinandersetzung zu vertiefen. Entsprechend liegt der Fokus der gezeigten Auswahl auf Variationen. 

Mit den Spotlights, regelmäßig wechselnden Einzelwerken oder kleineren Werkgruppen, belebt das Germanische Nationalmuseum seine Dauerausstellung und rückt immer wieder neue Aspekte in den Fokus. Dieses Spotlight setzt die langjährige Beschäftigung des Germanischen Nationalmuseums mit dem Werk Pragers fort: Rainer Schoch, damals Leiter der Graphischen Sammlung, organisierte 2005 eine umfassende Schau zu dessen Druckgrafik.

Anlässlich dieser Ausstellung schenkte der im Juni 2025 verstorbene Künstler dem GNM einen Teil seiner Blätter, weitere wurden für einen überschaubaren Betrag 2023 angekauft. Der reich illustrierte Ausstellungskatalog Schochs war außerdem Ausgangspunkt für die Erarbeitung eines umfassenden Werkverzeichnisses der Druckgrafik, das demnächst erscheint. 

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