Internationale Plakate

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Germanisches Nationalmuseum Nürnberg erhält bedeutende Plakat-Sammlung.

Mehr als 14.000 internationale Plakate aus den 1880er bis in die späten 1960er Jahre haben die Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung e.V. (GfK) und die Nürnberger Akademie für Absatzwirtschaft e.V. (NAA) zusammengetragen. Seit dem Jahr 2002 befindet sich die Sammlung als Dauerleihgabe im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Am gestrigen Mittwoch, 3. September 2025 wurde sie dem Museum offiziell als Geschenk übergeben. 

Der hochkarätige Bestand umfasst Plakate aus dem In- und Ausland, primär Produkt- und Markenwerbung in einer nahezu einzigartigen Bandbreite an Produktgruppen. Das Spektrum der angepriesenen Gegenstände umfasst nahezu alle Lebensbereiche: Ernährung, Wohnen, Haushalt, Hygiene, Kleidung, Freizeitgestaltung, Unterhaltung, Reisen, etc. Für die Kulturgeschichte sind sie von herausragenden Bedeutung, so lässt sich beispielsweise die rasante technische Entwicklung von Haushaltsgeräten detailliert anhand von Plakatwerbung nachvollziehen. Auch gesellschaftliche Normen, wie z.B. die Rolle der Frau, oder kulinarische Vorlieben – frisch und gesund oder schnell aus der Tüte – spiegelt die Plakatwerbung. Damit erlauben Plakate auch Rückschlüsse auf gesellschaftliche Strukturen einer Zeit, auf Begehrlichkeiten, Lebensumstände und zeitgenössische Werte. 

Aus dem Alltag einer modernen Industrie- und Konsumgesellschaft ist Werbung nicht mehr wegzudenken. Plakate begannen in den 1870er und 1880er Jahren populär zu werden, als im Zuge der Industrialisierung die Anzahl an Produkten stieg, die es zu bewerben galt. Als eines ihrer effektivsten Instrumente hat sich das Plakat im Verlauf seiner mehr als hundertjährigen Geschichte als feste Größe in der visuellen Kultur der Moderne etabliert. Vor allem um 1900 prägten großformatige Aushänge das öffentliche Erscheinungsbild vieler Städte.

„Für das Germanische Nationalmuseum als kulturhistorisches Museum bedeutet die Schenkung einen unschätzbaren Gewinn“, betont Generaldirektor Prof. Dr. Daniel Hess. „Denn kaum ein anderes Bildmedium vermag die Kulturgeschichte des industriellen Zeitalters so sinnfällig und anschaulich vor Augen zu führen wie das Plakat.“ 

Die Plakat-Sammlung bereichert den Bestand des Germanischen Nationalmuseums auf das Beste. Dank ihrer faszinierenden Vielfalt lassen sich an ihrem Beispiel sowohl die Geschichte und Wirkungsweise der Plakatwerbung darstellen, ebenso auch die sich wandelnden Stereotype, auf denen Werbung aufbaut. Zugleich unterstreicht sie die bedeutende Rolle, die Nürnberg in der Geschichte der deutschen Marketing- und Werbewissenschaft sowie der Konsumforschung spielte und bis heute spielt. Sowohl die GfK als auch die NAA haben ihren Ursprung in der frühen Nürnberger Handelshochschule, heute Teil der Universität Erlangen-Nürnberg, wo Wilhelm Vershofen 1921 die deutsche Marktforschung begründete. 

Die Plakat-Sammlung wird peu à peu in einer Datenbank für die Öffentlichkeit online zugänglich gemacht. Eine kleinere Auswahl wird regelmäßig im Vorraum vorm Studiensaal der Graphischen Sammlung und in thematischen Präsentation in der Dauerausstellung zu Kunst und Design des 20. Jahrhunderts gezeigt.

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