Einzigartig und kunstvoll: die letzte Glasschleiferei im Fichtelgebirge
„Nach meinem Ruhestand stirbt bei uns hier im Fichtelgebirge eine Branche“, sagt Alfons Klingel, seines Zeichens letzter Glasgraveurmeister Oberfrankens. Seit 1980 betreibt er ein Ladengeschäft für Glaskunst mit angegliederter Werkstatt in Fichtelberg. Doch das Jahr 2020 wird voraussichtlich das letzte für die Glasschleiferei sein, denn Nachwuchs in seiner Branche sehe Klingel nicht: „Es ist zwar noch möglich, in der Glasfachschule in Zwiesel das Traditionshandwerk zu erlernen, aber das Interesse ist bei den jungen Auszubildenden gleich Null.“
Einzigartig und kunstvoll: die letzte Glasschleiferei im Fichtelgebirge
Klingels Glasladen
traditionelle Handwerkskunst aus dem Fichtelgebirge
individuelle Anfertigung nach Kundenwunsch
Anzeichnen, gravieren, waschen
Die Geschichte der Glasverarbeitung ist lang. Bereits im Mittelalter habe es auch im Fichtelgebirge am Ochsenkopf eine Glashütte gegeben, in der Knöpfe hergestellt wurden. „Dann lag die Wirtschaft brach. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine neuerliche Blüte, als das Herstellungsnetzwerk der böhmischen Stadt Gablonz ihre Glasindustrie in Deutschland ansiedelte.“ Klingel selbst habe 1963 mit seiner Ausbildung begonnen. 1978 habe er seinen Meister gemacht und sich zwei Jahre später in die Selbstständigkeit begeben. „Ich habe immer gerne gezeichnet und wollte beruflich etwas Kreatives schaffen.“ Als Graveur benötige man ein gutes Auge und ein ruhiges Händchen. Die Rohgläser für sein Kunsthandwerk beziehe der Glasveredler aus den Mundblashütten der Oberpfalz und des Bayerischen Waldes. In der Werkstatt an der Schleifmaschine entstehen dann die handgefertigten Einzelstücke, von denen aktuell rund 2000 im Geschäft unweit des Fichtelsees und der Ruine der abgebrannten Kristall Radon-Sole-Therme zu bewundern sind.
Vielfältiges Angebot in Klingels Glasladen in Fichtelberg-Neubau
Hier finden Sie handgefertigte Unikate
„Noch immer erfülle ich viele Auftragswünsche. Ob Blumenmuster, Wappen, ausgefallene Schriften, oder Firmenlogos: wir veredeln das Glas, fertigen ausschließlich Unikate. Ich habe auch schon nach Fotografien gearbeitet“, sagt Klingel und lächelt: „Nicht selten kommt es vor, dass ein Kunde seinen Hund eingraviert haben möchte.“ Zunächst müsse das gewünschte Motiv auf das Glas gezeichnet werden, dann erst erfolge die Gravur. „Manchmal passiert es, dass das Werk beim Trocknen im Regal noch zerspringt, was immer ärgerlich ist.“ Aber Glasgraveurmeister Alfons Klingel ist so schnell nicht aus dem Konzept zu bringen. Die Leidenschaft am Kunsthandwerk, die Freude an der Veredelung des Glases ist größer als ein paar Unannehmlichkeiten.
Im Laden umgeschaut
5Fragen an den Glasgraveurmeister Alfons Klingel
Seit wann existiert das Glashandwerk im Fichtelgebirge?
Bereits im Mittelalter gab es Glashütten am Ochsenkopf, in denen Glasknöpfe hergestellt wurden
Seit wann betreiben Sie die Glasschleiferei in Fichtelberg?
Seit 1978 Glasgraveurmeister und seit 1980 selbstständig.
Welche Motive kommen auf die Gläser?
Alles, was der Kunde wünscht: Wappen, Schriften, Jagdmotive, florale Dekore, Namen, Vereinsabzeichen, Firmenlogos - oder nach fotografischer Vorlage auch Gesichter oder Hunde.
Wie lange bleiben Sie mit Ihrem Geschäft noch im Fichtelgebirge?
2020 gehe ich in Ruhestand, dann wird hier wohl leider eine Branche aussterben.
Wo kann das Traditionshandwerk noch erlernt werden?
In der Glasfachschule in Zwiesel im Bayerischen Wald.
Highlights

Handgefertigte Unikate
Graveurmeister Alfons Klingel erfüllt Kundenwünsche: Ob Blumenmuster, Wappen, ausgefallene Schriften oder Firmenlogos: er veredelt das Glas, fertigt ausschließlich Unikate an.
Gläser in großer Auswahl
Im Ladengeschäft gleich neben der Werkstatt erwartet Sie eine große Auswahl an Gläsern aller Art.
Allerlei zum Dekorieren und Sammeln
Hier findet jeder eine Vielzahl an Dekorationsobjekten, Sammlerstücken und schönen Schmuck.