Vom Werden, Wachsen und Vergehen

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Die Erlanger Künstlerin Ulla Schoedel ist Künstlerin der Metropolregion Nürnberg. 

Die Jury ehrt die 80-jährige Bildhauerin, Malerin und Objektkünstlerin für ihr vielseitiges Lebenswerk. In einem Altbau aus dem 19. Jahrhundert, direkt im Herzen Erlangens am Theaterplatz gelegen, lebt und wirkt Ulla Schoedel. Im Hinterhof hat sie sich ein Atelier eingerichtet, der sowohl als Werkstatt, Kreativraum, Refugium, sowie Magazin auf kleinster Fläche für ihr in rund 50 Jahren entstandenes Werk dient.

1944 in Erlangen geboren und aufgewachsen, studierte Ulla Schoedel in den 1960er Jahren an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei den Professoren Hermann Wilhelm, Ernst Weil und Karl-Hans Walter Malerei und Gebrauchsgrafik. Danach war sie als Designerin für die traditionsreichen Spielzeugfirmen Schuco in Nürnberg und Anker in München tätig. Sie entwarf unter anderem Teddybären und nähte Prototypen für diese und weitere Kuscheltiere sowie für Handpuppen.

Seit 1977 arbeitet sie freischaffend als Bildhauerin, Malerin und Objektkünstlerin. Im Mittelpunkt ihrer Kunst steht das Motiv der Frau und deren Fruchtbarkeit. Ulla Schoedel blickt weit zurück in der Menschheitsgeschichte und verarbeitet den Symbolcharakter archaischer Materfiguren, weiblicher Idole und Kultfiguren verschiedener Ethnien auf ihre Weise zu Zeichensetzungen. Ebenso sind Erden und Sande für die Künstlerin wesentliche Ausdrucksmittel um Werden, Wachsen und Vergehen sowie die seit Menschengedenken erdverbundene Weiblichkeit darzustellen.

Selbst ihren eigenen Körper hat sie für einige Arbeiten abgeformt und ihn unter anderem mit Ackererde per Bindemittel zur Plastik werden lassen. Daneben finden sich in ihrem Werk unter anderem aufwendig in großformatigen, mantelartigen Wandobjekten verarbeitete Vogelfedern, und sie formt aus Gesetzes- und Telefonbüchern Installationen, die Informationen wie Zeitgeschehen bildhaft speichern. Inspiriert durch Reisen in extreme Landschaften wie Wüsten, Berge und Meer sowie afrikanischen und südamerikanischen Völkern, zieht sich motivisch ein roter Faden durch ihr Schaffen. Diesen Themen und der bedeutungsvollen wie auch erotischen Form der weiblichen Figur verleiht sie Ausdruck in Druckgrafik und Papercuts, einer großen Anzahl von Figuren aus den unterschiedlichsten Materialien wie Pappmache, Fimo, Bronze, Plexiglas und Aluminium, die sie meist in leuchtenden Farben bemalt. Sogar aus Plastikflaschen gestaltet sie eine Reihe kleiner weiblicher Bronzefiguren und weist damit subtil auf die weltweite Wegwerfgesellschaft hin.

Bis heute schuf Ulla Schoedel ein vielseitiges, formenreiches Werk, das bereits in einer Retrospektive im Kunstmuseum Erlangen präsentiert wurde. Künftig will sie sich inhaltlich in ihren Arbeiten vermehrt der Umwelt und der Gesellschaft widmen und sie hat vor, zu hinterfragen, wie und ob sich das Rollenbild der Frau seit der Emanzipation geändert hat.

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