Musica Bayreuth 2023

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Musica Bayreuth präsentiert 2023 ein Feuerwerk an Musik: Neben zwei szenischen Opern gibt es symphonische und Kammerkonzerte, Filmmusik, Musik-Kabarett und eine KlassikLounge an 8 verschiedenen Konzertorten.

Zum Start der Musica Bayreuth 2023 begeben wir uns am 5. und 6. Mai zurück an den markgräflichen Hof Wilhelmines und die dort gepflegte Musiktheatertradition: Gekrönte Häupter mit edler Geste, tapfere Ritter und leidende Damen in tragisch-heroischen Handlungen mit plötzlichem Happy End und ohne jede Spur von Humor – Fürstin Wilhelmine von Bayreuth war die gängige Hofoper ihrer Zeit offenbar herzlich leid.

Mit L'Huomo ließ sie sich ein Bühnenwerk nach eigenen Vorstellungen kreieren. Als Textvorlage diente Wilhelmines französischsprachige Operndichtung L'Homme, die Luigi Stampiglia ins Italienische übertrug und Andrea Bernasconi in Musik setzte. 1745 wurde das Stück im Bayreuther Schlosstheater uraufgeführt. Anlass war der Besuch Friedrichs II. von Preußen, Wilhelmines Bruder. L'Huomo ist eine unterhaltsame Tragikomödie, mit der Wilhelmine ihr höfisches Publikum auf geradezu subversive Weise mit Ideen und Idealen der Aufklärung konfrontierte. Bei Musica Bayreuth wird es von Ensemble 1700 unter Dorothee Oberlinger und namhaften Solisten präsentiert – in Koproduktion mit den Musikfestspielen Sanssouci.

Am 7. Mai ist mit dem Posener Knabenchor das erste Kirchenkonzert der Saison unter dem Motto „Der Klang Europas“ zu erleben. Die jungen Stimmen präsentieren Chormusik aus ganz Europa und widmen sich besonders dem osteuropäischen Musikerbe. Werke von Lukaszewski, Sykulski, Miskinis, Gebete von Mauersberger und Tavener bis zu bekannten Stücken von Rossini, Leonard Cohen oder ‚Ameno‘ von Era zeigen die beeindruckende Klangbreite des Knabenchores. Die Motetten, Lieder und Melodien erzählen von Hoffnung, Frieden, Zusammenhalt und Barmherzigkeit und sind aktueller denn je auf das politische Weltgeschehen zu beziehen. Als Kulturbotschafter Polens liegt diese Botschaft den jungen Sängern besonders am Herzen.

In der einmaligen Akustik der Stadtkirche Bayreuth erschallen junge, klare Stimmen, wie sie selten in der Region zu hören sind. Mit Claudio Monteverdis letzter Oper Die Krönung der Poppea präsentiert Musica Bayreuth die zweite große szenische Opernproduktion der Saison (12. Mai). Das Werk erzählt mit packender, zur Entstehungszeit beispiellos innovativer Musikdramaturgie, die Liebe zwischen Kaiser Nerone und Poppea, der späteren Kaiserin des römischen Reichs.

Die Krönung der Poppea kann als Höhepunkt des Schaffens Claudio Monteverdis bezeichnet werden und zeigt durch Vorwegnahme typisch barocker Stilelemente die herausragende Stellung des Komponisten als einer der wichtigsten Wegbereiter des Barock. Erleben Sie dieses Schlüsselwerk der Operngeschichte in einer Inszenierung des J. K. Tyl Theaters Pilsen und historisch-informierter Aufführungspraxis. 

Der Liebe und dem Licht wenden sich die Bad Reichenhaller Philharmoniker unter ihrem jungen, dynamischen Chefdirigenten Daniel Spaw bei ihrem Gastspiel am 13. Mai im Markgräflichen Opernhaus zu. Auf dem Programm steht unter anderem Musik aus der Hochphase der Romantik. Tschaikowskis Ouvertüre zu Romeo und Julia erzählt mit leidenschaftlicher Klangsprache die Geschichte des wohl berühmtesten Liebespaars der Menschheitsgeschichte. In Sergei Rachmaninoffs Rhapsodie über ein Thema von Paganini für Klavier und Orchester stehen sich Episoden kontrastierend gegenüber, die zum einen in zutiefst düstere Gefühlsregionen hinabragen, zum anderen lichte, liebestrunkene Momente ausdrücken. Ein Paradebeispiel für die musikalische Verarbeitung von Licht und Dunkel ist Beethovens 5. Sinfonie.

Der dramatisch aufbrausende Einleitungssatz im düsteren c-Moll löst sich nach den Mittelsätzen schließlich im strahlend-festlichen C-Dur auf. Ein Triumph des Guten, des Lichts. Mit Johann Sebastian Bachs Musikalischem Opfer ist am 14. Mai eine Sternstunde der Kammermusik beim Muttertagskonzert der Musica Bayreuth im Markgräflichen Opernhaus zu erleben. Prof. Viktor Lukas, der die Musica vor über 60 Jahren ins Leben rief, widmet sich gemeinsam mit Sebastian Wittiber – Soloflötist des hr-Sinfonieorchesters - und anderen hochkarätigen Instrumentalisten diesem Meisterwerk Bachs. Zuvor erklingt ein Flötenkonzert des großen Preußenkönigs Friedrich II., von dem der Legende nach auch das Thema zum Musikalischen Opfer stammt.

Am 17. Mai lädt Musica Bayreuth zur traditionellen KlassikLounge. Zu Gast ist diesmal die herausragende Perkussionistin Vivi Vassileva. Die junge Musikerin, die für ihren innovativen Programmstil bewundert wird, bietet dem Publikum neue Möglichkeiten, ihre Instrumente und ihr Handwerk kennenzulernen. Gemeinsam mit dem Gitarristen Lucas Campara Diniz begeistert sie mit ungewohnten Schlaginstrumenten wie z.B. aus recycelten Materialien. Sie tritt u.a. in der Berliner Philharmonie, beim Schleswig-Holstein Musik Festival, in der Elbphilharmonie Hamburg und bei den Salzburger Festspielen auf.

Zurück in die Bayreuther Stadtkirche geht es am 19. Mai mit einem Blick auf die sinfonischen Qualitäten der Kirchenorgel: „Meine Orgel ist ein Orchester“ sagte bereits der berühmte französische Organist und Komponist César Franck. Ganz in diesem Sinne widmet sich das Konzertduo Kaufmann einem der wohl bekanntesten Orchesterwerke überhaupt, Smetanas 9. Sinfonie, besser bekannt als Die Moldau. Eigens dafür entstand eine farbenprächtige Transkription des Werks für die Königin der Instrumente, angefertigt von Markus Kaufmann, dem amtierenden Kantor und Organisten der geschichtsträchtigen Nikolaikirche zu Leipzig. Musik von Dvořàk und Mozart eröffnet den Abend.

Dazwischen ist Pascal Kaufmann mit einer Improvisation unter dem programmatischen Titel „Mozart im Böhmerwald“ zu erleben, die sowohl stilistische Elemente Mozarts als auch die böhmische Klangsprache Smetanas aufgreift und so bestens auf sein Opus magnum, Die Moldau, einstimmt.

Im Markgräflichen Opernhaus heißt es am 20. Mai dann „Vorhang auf“ für eines der aktuell faszinierendsten Cross-Over-Ensembles: den Philharmonix. Der Kopf muss sich freuen, das Herz jubeln und das Bein zucken. So das Motto der Formation. Bestehend aus Mitgliedern der Berliner Philharmoniker und Wiener Philharmoniker sind das Markenzeichen des Ensembles brillante Arrangements, unvergleichliche Virtuosität und vor allem ungebremste Lust am gemeinsamen Musizieren, die in Sekundenschnelle auf den Zuhörer überspringt. Das stilistische Mischungs- verhältnis setzt sich dabei nach neuesten Hochrechnungen aus 30% Klassik, 20% Jazz, je 15% Folk, Pop und Latin sowie 5% aus anderen Genres zusammen. Dabei überraschen sie das Publikum bei jedem einzelnen Konzert immer wieder aufs Neue: kein Programm gleicht dem anderen, das Ensemble reagiert spontan auf das Publikum, auf den Konzertort und die jeweilige Atmosphäre, wählt Werke, die wie maßgeschneidert sind. Mit Erfolg: ihre Konzerte sind fast immer ausverkauft und der Zuhörer geht beschwingt mit dem Gefühl nach Hause, einem einzigartigen Ereignis beigewohnt zu haben, von dem man noch lange redet.

Vergangene Konzerte führte das Ensemble mit großen Erfolg ins Konzerthaus Wien, in die Philharmonie Berlin, Tonhalle Düsseldorf, Kunstpalast Dresden, Philharmonie Luxembourg oder in die Elbphilharmonie. Den Blick auf das Entwicklungspotenzial der klassischen Musik wirft Musica Bayreuth beim Konzert der Grandbrothers am 21. Mai. Das deutsch-schweizerisches Musikduo, bestehend aus Erol Sarp und Lukas Vogel, bewegt sich musikalisch irgendwo zwischen Klaviermusik und elektronischen Beats. Gekonnt bauen sie diese auf ihre ganz eigene Art selbst. Wie die Songs entstehen? Gute Frage, denn ganz klar ob der Flügel hier immer von Menschenhand oder doch von einer selbst gebauten Apparatur gespielt wird, ist man sich bei den Grandbrothers nicht. Das Klavier verwandelt sich nämlich gerne auch mal in ein Cembalo oder gleich zu einer Art Drum Machine. Eine ganz eigene Art Musik zu kreieren, die bald auch in der historischen Atmosphäre des Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus zu erleben sein wird – eine berauschende Kombination!

Die Playfords wenden sich am 25. Mai den heiteren Seiten der Alten Musik zu. Das Programm titelt „Garlic & Onions or the Glory of the Kitchen: Deftige Balladen, feinherbe Kompositionen und kulinarische Tanzmusik aus England“. Ausdrucksstark, gründlich recherchiert und zugleich nonchalant der heutigen Zeit verhaftet: die Playfords sind eines der wenigen Alte-Musik-Ensembles, die aus dem Stegreif auf der Bühne improvisieren und so die historisch informierte Aufführungspraxis wahrhaftig verkörpern. Inspiriert von Musik, Literatur und Lebensgefühl des 16. und 17. Jahrhunderts verweben sie diese Traditionen zu einem Gesamtkunstwerk aus Alter Musik, Folk, Jazz, Weltmusik, Poesie und Tanz – Inspired Early Music.

Das Konzert wird adaptiert am darauffolgenden Tag als Schülerkonzert wiederholt. UWAGA! – was „Vorsicht!“ auf Polnisch bedeutet – heißt es dann am 3. Juni in der Panzerhalle Bayreuth, denn mit diesem Ensemble fliegen im wahrsten Sinne die musikalischen Fetzen: Ein virtuoser klassischer Violinist mit Vorliebe für osteuropäische Musik, ein Jazzgeiger mit Punkrock- Erfahrung, ein meisterhaft improvisierender Akkordeonist mit Balkan-Sound im Blut und ein Bassist, der sich in Symphonieorchestern ebenso zu Hause fühlt, wie in Jazzcombos oder Funkbands. Vier Musiker, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, stürzen sich in das Abenteuer, gemeinsam zu musizieren. Am Anfang steht vor allem die pure Spielfreude im Vordergrund - und sie überträgt sich mühelos auf jedes Publikum. In einer Musikwelt ohne Grenzen wird es glücklicherweise nie langweilig.

In die Klangwelt der großen Hollywood-Soundtracks wird das Publikum beim Konzert der Vogtländer Philharmoniker am 16. Juni entführt. Sounds of Hollywood ist eine musikalische Reise durch die Traumwelt aus Film und Fernsehen und lässt die schönsten Melodien von Blockbustern und Serien nahezu aller Genres im faszinierenden Orchestersound der Vogtland Philharmonie erstrahlen. Zusätzlich werden die prägnantesten Szenen und Großaufnahmen der Künstler taktgetreu auf eine überdimensionale Leinwand projiziert. So entsteht im Reichshof ein legendäres Kino-Konzert mit Ausschnitten aus 90 Jahren Filmgeschichte. Auch dieses Konzert wird am darauffolgenden Tag für Schulklassen wiederholt.

Kammermusik pur ist am 19. Juni mit dem aufstrebenden Malion Streichquartett zu erleben, das sich Frühwerken von Haydn, Mendelssohn und Debussy widmet. Die grenzenlose Experimentierfreude der jungen Komponisten lässt die Zuhörer Unvergleichbares miteinander vergleichen. Welches sind die ungeahnten Quellen ihrer Inspiration? Wir entdecken in Debussys erstem und einzigen Streichquartett fernöstliche Klänge, die er erstmals bei der Pariser Weltausstellung hörte. In Mendelssohns Jugendwerk op. 12 werden wir Zeuge, wie ein junger Mensch mit Leichtigkeit das musikalisch schwere Erbe eines Ludwig van Beethovens abstreift und aus kompositorischen Fragmenten seiner Spätwerke eine neue Traumwelt schafft.

Und der Vater des Streichquartetts, Joseph Haydn? Obwohl er die Gattung des Streichquartetts gerade erst entwickelt und in einigen Kompositionen gefestigt hatte, überkommt den jungen Mann in seinen Streichquartetten op. 20 urplötzlich eine unbändige Lust, mit sämtlichen Konventionen zu brechen und sein Streichquartett in g-Moll provokant mit einem Thema zu eröffnen, das nur 7 Takte misst. Unerhört! Am darauffolgenden Tag geht das Malion Quartett bei einem Mitmachkonzert für Schüler auf eine musikalische Entdeckungsreise nach Amerika. Hierbei wird das Streichquartett Nr. 12 von Antonin Dvořák auf einzigartige, partizipative Weise an Kinder und Jugendliche vermittelt.

Das große Finale der Saison 2023 bestreiten die Bamberger Symphoniker unter der Leitung von Fabio Biondi am 22. Juni im Markgräflichen Opernhaus, unter anderem mit Musik von Mozart, Monza und Mendelssohn: »Im Wachsen einer Symphonie liegt etwas Göttliches, etwas der Schöpfung selbst Ähnliches.« (Leonard Bernstein) Nicht nur das Leben ist in ständiger Verwandlung und die Welt in stetiger Veränderung, sondern auch die Musikgeschichte. Als der achtjährige Mozart 1764 seinen symphonischen Erstling komponierte, steckte die Gattung in einem heftig florierenden Prozess beim Übergang vom Spätbarock zur Klassik: Sie emanzipierte sich gerade erst von ihren Ursprüngen – der Ouvertüre zur neapolitanischen Oper. Wir spielen zwei der Jugendsymphonien von Mozart, der einst meinte: »Die Schöpfung kommt herauf wie in einem angenehmen und lebhaften Traum.« Unter der Leitung des Raritäten-Spezialisten Fabio Biondi erklingen ebenso selten zu hörende Werke aus seiner italienischen Heimat: Der Mailänder Carlo Monza war zwar zu Lebzeiten ein hochgeschätzter Komponist, doch nur wenige Stücke konnten wiederentdeckt werden – darunter die Sinfonia »La tempesta di mare« von 1784, in der sich die Musik zu einem veritablen Sturm verdichtet. Der 1695 in Mailand geborene und später in London wirkende Komponist Giuseppe Sammartini galt als einer der größten Oboisten. Über seine beliebten Instrumentalkonzerte hieß es, sie seien »voller Wissenschaft, Originalität und Feuer«. Der talentierte Niccoló Jommelli stammte aus Neapel, war aber auch außerhalb Italiens erfolgreich – besonders mit seinen als vorbildlich charakterisierten Opern-Sinfonien, die als selbständige Werke seit 1750 weite Verbreitung fanden. Zum Abschluss dann die Komposition eines wie Mozart berühmten Wunderkindes: 1824 schrieb Mendelssohn mit gerade 15 Jahren seine hochromantische c-Moll-Symphonie – eine erstaunliche Kreation, über die es hieß: »Neues, Schönes, Eigenes. Geist, Fluss, Ruhe, Wohlklang, Ganzheit, Dramatisches.« Nicht im Glashaus, sondern im Jean Paul Art Space gibt es gleich zu Beginn des Festivals ein Konzert für Studierende mit dem Jazz-Trio Shalosh am 28. April.

Der Ticketverkauf startet am 16.12. online sowie bei der Theaterkasse Bayreuth. Schüler und Studierende können schon im Vorverkauf auf allen Plätzen zu einem sehr günstigen Einheitstarif buchen.

Wir sind unseren Förderern sehr dankbar, dass sie und durch unsichere Zeiten hindurch unterstützt haben: Wir danken der Stadt Bayreuth, dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, der Sparkasse Bayreuth, dieses Jahr auch Neustart Kultur / Initiative Musik und der Kunststiftung NRW sowie vielen weiteren Sponsoren und Medienpartnern.

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