Siegfried Wagner

Erstellt | Geändert

Siegfried Wagner - Leben und Werk


Siegfried Wagner  (1869 - 1930)

Im Schatten des Vaters
Wer dem Lexikon glaubt, findet unter »Siegfried (Helferich Richard) Wagner (1869 – 1930)« meist nur den Sohn von Cosima und Richard Wagner und den Festspielleiter. Man könnte ergänzen: Den Enkel Franz Liszts, den Vater der letzten beiden Festspielleiter Wieland und Wolfgang Wagner, den Gatten der beiden vorausgehenden Festspielleiterin Winifred Wagner, den Schüler Engelbert Humperdincks – doch kommt man so weiter? So sehr Siegfried Wagner durch die Pflege des väterlichen Werkes geformt, so sehr sein Leben dadurch ausgefüllt wurde, es gibt eben auch noch einen anderen, oft im Hintergrund stehenden Menschen, es gibt einen autonomen, wenn auch heute oft vergessenen Dichterkomponisten.

Geboren als der einzige Sohn des übermächtigen Komponistenvaters, wurde Siegfried sorgfältig erzogen und wuchs wohlbehütet in Bayreuth auf. Erwachsen geworden schwankte er zunächst zwischen dem Studium der Architektur und der Musik, entschied sich dann für letztere, was für ihn immer heißen musste, die Leitung des damals noch im Familienbesitz befindlichen Festspielunternehmens zu übernehmen. Dieses stand unter Obhut der Witwe des 1883 verstorbenen Komponisten, bis der Sohn und Erbe nach und nach seine gebrechlicher werdende Mutter ablöste. Ein Ganztagsjob, sollte man meinen, ging es doch nicht nur darum, die Festspiele zu leiten, sondern darüber hinaus auch noch zu dirigieren, zu inszenieren, Bühnenbilder zu entwerfen und den Überblick über die Finanzen zu behalten. Daneben und zusätzlich zu der Verantwortung für seine immer größer werdende Familie schuf Siegfried Wagner aber eigene Werke, Orchesterliteratur, Lieder, vor allem aber 17 abendfüllende Opern, für welche er auch selbst die Libretti schrieb.

Dabei hatte sein Opus 1, der Bärenhäuter (1898), unbestreitbar den größten Erfolg. Die Oper nach dem Märchen der Gebrüder Grimm wurde am Hof- und Nationaltheater München uraufgeführt und in der Folge viel nachgespielt. Doch dieser Anfangserfolg sollte dem Komponisten nicht treu bleiben, zunehmend schrieb er für die Schublade und bei seinem Tod warteten 4 seiner 17 Opernwerke noch auf ihre Uraufführung. Nach und nach werden seine Werke wieder aufgeführt, immer wieder einmal kann sich ein Opernhaus für das Schaffen dieses Vertreters einer sehr eigen geprägten Nachfolge Richard Wagners erwärmen. Im Jahre 2001 wurde die heilige linde (op. 15 aus den Jahren 1922 bis 1927) im Rahmen eines internationalen Symposions (konzertant) uraufgeführt und 2003 ist nun endlich auch rainulf und adelasia zur Aufführung gebracht worden.

Interessierten ist das Schaffen Siegfried Wagners inzwischen auch auf Tonträgern zugänglich, u. a. sind diverse Operngesamtaufnahmen beim Label Marco Polo sowie eine komplette Einspielung aller Ouvertüren und sinfonischer Werke bei cpo erschienen. Und das Hineinhören lohnt sich und ist nicht nur »Erz-Wagnerianern« zu empfehlen, die bereit sind, den Enthusiasmus vom Vater auf den Sohn auszudehnen: Hier gibt es einen eigenständigen, wenn auch von der Musik des Vaters natürlich genau wie andere Komponisten seiner Generation inspirierten Künstler zu entdecken ! 
(Sabine Busch-Frank) (Text mit Genehmigung der Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth)

Werkeverzeichnis Siegfried Wagners

Opern:
Op. 1  - 1898  Der Bärenhäuter, Oper in drei Akten
Op. 2 -  1900  Herzog Wildfang, Oper in drei Akten
Op. 3 -  1903  Der Kobold, Oper in drei Akten
Op. 4 -  1904  Bruder Lustig, Oper in drei Akten
Op. 5 -  1905  Sternengebot, Oper In drei Akten und einem Vorspiel
Op. 6 -  1909  Banadietrich, Oper in drei Akten
Op. 7 -  1910  Schwarzschwanenreich, Oper in drei Akten
Op. 8 -  1912  Sonnenflammen, Oper in drei Akten
Op. 9 -  1913  Der Heidenkönig, Oper In drei Akten und einem Vorspiel
Op. 10 -  1914  Der Friedensengel, Oper in drei Akten
Op. 11 -  1915  An allem ist Hütchen schuld !, Märchenspiel in drei Akten
Op. 12a -  1917  Das Liebesopfer, Dichtung in vier Akten  (unvollendet)
Op. 12b -  1929  Wernhart, Op. Dichtung in drei Akten
Op. 13 -  1920  Der Schmied von Marienburg, Oper In drei Akten
Op. 14 -  1922  Rainulf und Adelasia, Oper In drei Akten
Op. 15 -  1927  Die heilige Linde, Oper In drei Akten
Op. 16 -  1928  Wahnopfer, Oper In drei Akten (unvollendet)
Op. 17 -  1929  Walamund, Oper In drei Akten (unvollendet)
Op. 18 -  1929  Das Flüchlein, das jeder mitbekam, Ein Spiel aus unserer Märchenwelt in drei Akten (unvollendet)

Orchesterwerke:

1895  Sehnsucht - Symphonische Dichtung -
Uraufführung - London 1895

1913  Konzertstück für Flöte und kleines Orchester

1913  Das Märchen vom dicken fetten Pfannekuchen
für Bariton oder Alt-Solo und Orchester
Uraufführung - Hamburg  1914

1914  Fahnenschwur
für Männerchor und großes Orchester
Uraufführung - Berlin  1914

1915  Konzert für Violine
mit Begleitung des Orchesters

1918  Wer liebt uns?
für Männerchor mit Bläserbegleitung (ad lib.)
Uraufführung - Rostock  1923

1922  Und wenn die Welt voll Teufel wär
Scherzo für Orchester
Uraufführung - Hamburg  1925

1923  Glück,
Symphonische Dichtung
Uraufführung - München  1923

1925/27  Symphonie in C
Uraufführung - Mannheim  1941

Lieder:
1890  Abend auf dem Meere
1897  Abend am Meer
1897  Frühlingsblick
1897  Schäfer und Schäferin
1919  Nacht am Narosz
1922  Hochzeitslied
1924  Drynadenlied
1927  Weihnacht


Erstellt | Geändert