Asha Noppeney Marathon Münche

Asha Noppeney - laufend Gutes tun

Mark Zimmermann

Erstellt | Geändert

Asha Noppeney lebt seit 1988 in Bayreuth. Auf Bayern online erzählt sie ihre bewegende Biographie: Im Alter von sieben Jahren hat sie bei einem Fahrradunfall in Uganda ihr rechtes Bein verloren. Heute absolviert sie mit einer Prothese sogar den New-York-Marathon.

 

„Nein, die Blicke stören mich nicht mehr“, sagt Asha Noppeney

Asha Noppeney beim München Marathon

„Früher habe ich mich tatsächlich geschämt und mich bei größter Hitze unter langen Hosen versteckt. Verrückt.“

Asha kommt aus Moroto in Uganda

Im Alter von sieben Jahren wurde ihr nach einem Fahrradunfall das rechte Bein abgenommen. „Seitdem bin ich die Frau mit nur einem Bein“, sagt Asha. Damals in den frühen 60ern habe es in Ostafrika kaum Möglichkeiten gegeben, Menschen mit Behinderungen angemessen zu behandeln. „Zunächst hat mir mein Vater also eine Gehhilfe gebaut, ich bekam Krücken und übte mich in ersten Laufschritten.“ Dann aber hörte die Familie von einem Zentrum der Heilsarmee mit einer Orthopädie-Werkstatt in der Hauptstadt Kampala: „Hier bekamen wir Trainer, die uns zeigten, wie man mit Prothesen wieder laufen kann.“ Asha hatte Glück: Parallel zu dieser Unterstützung erhielt sie die Möglichkeit, auf die dortige High School zu gehen. Dort legte sie als einziges Mädchen unter Jungs im Jahr 1972 ihr Abitur ab.

 

Über Paris nach Neuss

Asha wollte studieren, am liebsten in Paris. Ihr Wunsch: Diplomatin und Dolmetscherin werden. Ihr Cousin, der bei der ugandischen Regierung arbeitete, half ihr. Leider wurde die Regierung gestürzt und die Situation für Asha in Frankreich spitzte sich zu: Ohne Aufenthaltsgenehmigung durfte sie nicht arbeiten, ihr Visum lief ab und sie war zum Handeln gezwungen. Der Weg führte sich nicht zurück nach Afrika, sondern nach Deutschland. Im nordrhein-westfälischen Neuss lebte ihre Cousine, die sie vorübergehend beherbergte. „Eine deutsche Familie hat mich schließlich aufgenommen, so dass ich über mein Visum hinaus bleiben konnte.“

Asha Noppeney läuft

und unterstützt so wichtige Hilfsprojekte. „Das macht glücklich."

Rentnerin läuft Halbmarathon auf einem Bein für die Aktion Sternstunden e.V.

Seit 2011 nimmt Asha Noppeney jedes Jahr als Nordic Walkerin am Fichtelgebirgs-Marathon in Gefrees teil und sammelt dabei Spenden für die Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks. So sind schon knapp 9000 Euro zusammengekommen.

 Angespornt von der Erfolgsgeschichte des 99-jährigen Briten Tom Moore, der in seinem Garten mit dem Gehwagen Runden drehte, und auf diese Weise mehr als 32 Millionen Euro für das britische Gesundheitssystem in der Corona-Krise sammelte, beschloss Asha Noppeney, wieder für die Aktion Sternstunden zu den Stöcken zu greifen.  Da der Fichtelgebirgs-Marathon aufgrund der Pandemie nicht stattfinden kann, will sie im Alleingang vom 1. August an in ihrer Heimatregion Eckersdorf (Landkreis Bayreuth) 21 Kilometer per Nordic Walking zurücklegen. Begleitet wird sie dabei von ihrem Mann Herbert Noppeney, der unterwegs für Unterstützung und Verpflegung sorgt.

„Ich bin ja jetzt Rentnerin, zwar noch keine 99 Jahre alt, aber ich finde die Idee von Tom Moore so beeindruckend, dass ich das nun auch ausprobiere. Für mich zählt jeder Euro, den ich für Sternstunden sammeln kann“, so Noppeney. Da sie den Sternstunden seit vielen Jahren verbunden ist, sammelt sie auch diesmal für die Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks. Ihren Lauf nennt Asha „Halbmarathon auf einem Bein“. Sie ruft dazu auf, die Aktion mit einer Spende zu unterstützen und so Kindern in Not eine Chance auf eine bessere Zukunft zu geben.

Seit 1993 unterstützt der Verein Sternstunden Projekte in Bayern, Deutschland und der ganzen Welt für Kinder, die krank, behindert oder in Not geraten sind. Auch im Bereich Prävention ist Sternstunden aktiv und fördert unzählige Maßnahmen, die Kinder und Jugendliche aufklären, stark und unabhängig machen.

Spendenkonto:
Sternstunden e.V.
Verwendungszweck „Halbmarathon auf einem Bein“ IBAN: DE08 7005 0000 0007 0510 00 Bayerische Landesbank

 

 

Stehende Ovationen

Ashas unausgesprochenes Lebensmotto: „Je größer die Steine, die dir in den Weg gelegt werden, desto größer muss dein Wille sein“. Und Ashas (nicht nur sportliche) Ausdauer, bei allen Rückschlägen, ist beneidenswert. Immer schon habe sie kämpfen müssen. Und es erfülle sie mit Stolz, dass sie heute den vollen Marathon bewältigen könne. Es mache sie glücklich, dass sie heute als „role model“ im Auftrag der Bundesregierung nach Uganda reisen dürfe, um dort über Sport und Inklusion zu reden.

Bis dorthin allerdings war es noch ein langer Weg. Zunächst lernte sie in München ihren Mann Herbert kennen. 1988 eröffnete der Umweltmediziner und Internist in Bayreuth seine Arztpraxis, in der Asha lange Jahre mitwirkte.

5Fragen an Asha Noppeney

1.

Frau Noppeney, Sie haben Ihre Lebensgeschichte veröffentlicht. Wie kam es zu diesem Buch?

Ich war auf einer Benefizgala der Schauspielerin Jutta Speidel. Dort fragten mich der Münchner Oberbürgermeister und ein Verleger, ob ich mein bewegtes Leben denn nicht dokumentieren wolle. Ich antwortete: „Bin ich prominent, wer soll sich für mich interessieren?“ Das war an einem Mittwoch, am Samstag dann habe ich die ersten Skizzen für mein Buch „Tochter der Kriegernomaden: Meine Geschichte, mein Leiden, meine Hoffnung“ entworfen.   

2.

Wie sieht Ihre „Läuferbiographie“ aus?

Mein erster Lauf über sechs Kilometer war 2005 in Kornbach/Gefrees. 2006 folgten 14 Kilometer, dann 2007 mein erster Halbmarathon (21 km). Den ersten vollen Marathon über 42 Kilometer bewältigte ich 2008 im Fichtelgebirge, den bislang letzten in New York. Jedes Mal verbinde ich die Marathonläufe mit einer Spendensammelaktion.

3.

Wen unterstützen Sie?

Ich laufe zum Beispiel für die „Sternstunden e.V.“ und das „Charity Friedensdorf“. Mehrere tausend Euro können bei einem Lauf zusammenkommen. Viele wichtige Hilfsprojekte werden so ermöglicht, das macht glücklich.

4.

Wie kamen Sie überhaupt zum Laufsport?

Ich habe das Nordic Walking in Obernsees beobachtet. Später habe ich in der Zeitung erfahren, dass der Bayreuther Rudi Ziegler Übungen und Läufe speziell für Menschen mit Beinamputationen anbietet. Ich habe mich angemeldet und mitgemacht.  

5.

Warum tragen Sie die Prothese offen?

Das war nicht immer so. Früher hab ich meine Beine selbst bei größter Hitze versteckt, weil ich mich geschämt habe. Menschen machen es den Gehandicapten oft schwer, sie schauen, drehen sich um, geben einem das Gefühl, dass man etwas Schlechtes getan hätte. Bei meinem ersten Halbmarathon im Jahr 2007 bin ich mit einem kurzen Rock gelaufen. Ich habe mir in diesem Kleid gut gefallen. Ich habe gedacht: Wenn ich die 21 Kilometer schaffe, dann ja wohl auch den Gang über den Bayreuther Marktplatz bis ins Rotmaincenter. Meine Knie haben gezittert, es war schwierig, aber ich habe mich an diesem Tag wohl selbst therapiert. Die Blicke einiger Passanten stören mich wirklich nicht mehr.

Highlights

Asha Noppeney
Asha Noppeney
  1. Der erste Marathon 2008

    Von der langsamsten in ihrer Laufgruppe im Studentenwald zum ersten Marathon vergehen gerade einmal 3 Jahre.

  2. New York Marathon 2019

    Bereits neun Marathons hat Asha Noppeney geschafft. Der letzte und wichtigste war New York.

  3. Spendensammelaktionen

    Ob beim Senocura-Lauf, für Sternstunden e.V. oder das Charity Friedensdorf - Asha Noppeney verbindet jeden Marathonlauf mit einer Spendenaktion.

  4. Autorin

    In ihrem Buch „Tochter der Kriegernomaden: Meine Geschichte, mein Leiden, meine Hoffnung“ dokumentiert sie ihr bewegtes Leben.

Asha Noppeney - laufend Gutes tun

Wie aber kam sie zum Laufsport?

„Oh, ich hab einmal in Obernsees Nordic Walker gesehen und mich gleich gefragt, ob das auch für mich zu schaffen ist. Die Teilnehmer haben abgewunken und erklärt, dass das für Beinamputierte kein Thema sei.“ 2005 aber las sie in der Zeitung von einem Trainer aus Bayreuth, der speziell für Läufer mit Prothesen Kurse anbiete. „Das war Rudi Ziegler. Ich hab mich sofort angemeldet. In einer kleinen Gruppe sind wir durch den Studentenwald gelaufen, wobei ich die Langsamste war. Spaß hat es mir trotzdem gemacht.“ So viel Spaß, dass sie auch von alleine anfing, zu üben. Zunächst kurze Strecken - dann größere Distanzen. Sechs Kilometer, dann zehn, schließlich das, was man als „Halbmarathon“ bezeichnet: satte 21 Kilometer. Den ersten vollen Langstreckenlauf über 42 Kilometer packte sie 2008 im Fichtelgebirge, „vor Publikum, bei standing ovations“. Neun dieser Distanzen hat Asha bislang zurückgelegt, die letzte erst im November 2019: „Beim New-York-Marathon waren es zehn Stunden. Eine Kraftanstrengung. Aber ich bin angekommen“, sagt die lächelnde Asha Noppeney und hebt den Daumen.  

 

Fragen an Asha Noppeney

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Mark Zimmermann

Erstellt | Geändert

Mark Zimmermann ist Gründer von Bayern-online.de und schreibt das Blog Quergereist.de

Interview: Mark Zimmermann
Text: René Becher
Produktion: Birgit Tauscher