ATEMBERAUBEND UND KERNGESUND

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Bei allen (natürlich gewollten) Unterschieden: Die beiden Rottaler Kurorte haben viele Gemeinsamkeiten.

Dazu zählt die schöne Gegend zwischen Rott und Inn mit sanften Hügeln, saftig-grünen Auen und unzähligen sehenswerten Kulturdenkmälern. Grund genug für die Kurstadt Bad Griesbach und Bad Birnbach, das als ländliches Bad bekannt ist, beim Wandern gemeinsame Sache zu machen.

Von 10. bis 15. April findet heuer die Rottaler Wanderwoche statt. Vier Wanderungen stehen zur Auswahl, die man natürlich auch einzeln ganz nach Gusto mitmachen kann. Den Auftakt macht ein Ausflug in die Gegend um Ried bei Bad Birnbach am 11. April. Es geht um die Obstblüte, die das Rottal im Frühjahr in ein besonders farbenfrohes Kleid taucht. „Ich habe nur einen Bauerngarten“, sagte Annemarie Winetzhammer aus Ried bei Hirschbach der Heimatzeitung einmal. Was für ein Understatement für ein kleines Paradies an sich, das noch dazu eingebettet ist in die malerische Hügellandschaft des Rottals, die in und um Ried nun einmal ganz besonders ausgeprägt ist.

Doch zurück zum Bauerngarten: Den gibt es tatsächlich bei Annemarie Winetzhammer, und es handelt sich dabei auch um ein ausnehmend schönes Exemplar. Einen Roten Boskop findet man hier ebenso wie einen Weißen Klar oder einen Jakob Fischer, um nur einige zu nennen. Dazu gibt es Hauszwetschgen und Birnen, zum Beispiel von der Sorte Williams Christ. Und natürlich erfährt man von der Hausherrin, was man Gutes daraus machen kann – Probieren ist dabei ausdrücklich erlaubt.

„Von Therme zu Therme: Besuch beim Nachbarn mit Treffen in Weng“ heißt die Devise der zweiten Wanderung. Bad Griesbach und Bad Birnbach liegen zwar in zwei Landkreisen, doch räumlich nicht wirklich weit voneinander getrennt. Ziemlich genau in der Mitte liegt Weng. Was liegt also näher, als sich in dem malerisch gelegenen Dörfchen zu treffen? Den Ortsnamen „Weng“ bringen Kenner des Rottals unweigerlich in Zusammenhang mit dem Heiligen Bruder Konrad von Parzham. Dessen Spuren sind hier deutlich zu sehen. Das Elterngrab befindet sich unmittelbar an der Kirche, drinnen steht eine lebensgroße, aus Lindenholz geschaffene Figur des Heiligen.

Das Gebäude daneben ist die ehemalige Schule. Sie ist schön hergerichtet und selbstverständlich fehlt der Hinweis nicht, wer hier einst die Schulbank drückte. Ein Blick auf den Choraltar der Kirche zeigt die Szene, als Jesus zu Johannes an den Jordan kommt, um sich taufen zu lassen. Auf der Route zwischen den beiden Kurorten gibt es natürlich noch viel mehr zu sehen, vor allem eine wunderschöne, bäuerlich geprägte Kulturlandschaft. Im dritten Teil geht es um die Eisheiligen, speziell um Servatius. Nur wenige gesicherte Daten gibt es über dessen Leben. Man vermutet seine Geburtsstätte in Armenien, gewirkt haben soll er aber im heutigen Belgien und in den Niederlanden. Spuren der Verehrung findet man in Niederbayern eher selten, doch es gibt sie – und zwar im nahen Malching am Inn.

In der „Dandlkapelle“ ist ein aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammendes, im 19. Jahrhundert aufgefrischtes Ölbild zu sehen, das die Szene der Verteilung der sogenannten „Servatiusbrote“ zeigt. Diese Kapelle ist natürlich ein Ziel auf der Route, doch auch hier gibt es noch weit mehr, von den Eisheiligen bis zur Keltenschanze und dem Inn, der in Urfar besonders schön in Erscheinung tritt. „Wald und Kunst“ treffen in der vierten Etappe aufeinander. Natürlich darf der Wanderer auch auf dieser Tour wahrhaft atemberaubende Aussichten erwarten, zum Beispiel in Bergham und Grillenöd. Dort steht auch eine außergewöhnliche Kapelle. Sie wurde erst 2003 im schwedischen Stil erbaut und von der Künstlerin Rut Kohn in einem Zeitraum von acht Jahren ausgemalt.

Ein einzigartiges Gesamtkunstwerk ist auf diese Weise entstanden. Von der kleinen Holzkirche kommen wir zu einer der bedeutendsten Wallfahrtskirchen der Region. Die Rede ist von Sammarei (bairisch für Sankt Maria). 1631 wurde die von Isaak Bader erbaute Kirche geweiht. Die ursprüngliche Holzkapelle ist immer noch hinter einer von Jakob Bendl gestalteten Altarwand erhalten. In ihr befindet sich der barocke Hochaltar von 1772 mit dem aus dem Jahr 1631 stammenden Gnadenbild. Im Umgang um die Kapelle sind rund 1300 Votivbilder angebracht. Haupt- und Seitenaltäre sind zu einer monumentalen fünfteiligen Altarwand verschmolzen.

Die Streckendaten: 11. April: Streuobst (ca. 4,9 km, leicht) 12. April: „Von Therme zu Therme“ (ca. 12 km, mittel, Kondition erforderlich) 13. April: Auf den Spuren der Eisheiligen (7,6 km, mittel) 14. April: „Wald und Kunst (ca. 7,7 km, mittel) Weitere Infos und Anmeldung: www.badbirnbach.de / www.badgriesbach.de sowie bei den Gästeinformationen 08563/963040 (Bad Birnbach) und 08532/79240 (Bad Griesbach).

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