City in the Cloud
Pinakothek der Moderne | City in the Cloud – Data on the Ground.
CITY IN THE CLOUD - DATA ON THE GROUND
ERÖFFNUNG: 15. OKTOBER 2025, 19.00
LAUFZEIT: 16. OKTOBER 2025 BIS 8. MÄRZ 2026
Die digitale Cloud ist allgegenwärtig: doch wo ist sie genau? Sie erscheint uns durch die zahllosen Geräte und Bildschirme, die unseren Alltag prägen: Smartphones, Laptops, Smart-Home-Geräte, Auto-Schnittstellen und zahllose Displays in urbanen Räumen. Hinter jedem Swipe und Stream verbirgt sich eine riesige und rasant wachsende Dateninfrastruktur: Rechenzentren in Städten und abgelegenen Regionen, Unterseekabel und Satelliten. Diese meist unsichtbaren Strukturen bestimmen unsere Lebensweise, Kommunikation und Verwaltung – und verbrauchen zugleich enorme Mengen an Land, Energie und Rohstoffen. >
Trotz ihrer weitreichenden Auswirkungen werden Dateninfrastrukturen nur selten aus architektonischer oder politischer Perspektive diskutiert. Architekturforschung kann diese verborgenen materiellen und politischen Verflechtungen sichtbar machen. Ziel der Ausstellung ist es, die Cloud zu durchleuchten – von ihren historischen Ursprüngen bis hin zu zukünftigen Möglichkeiten – und dafür zu plädieren, die Gestaltung und Planung von Dateninfrastrukturen stärker in das gesellschaftliche und politische Bewusstsein einzubetten. >
Die Ausstellung ist in drei Themen gegliedert: Elementar - Räumlich – Zeitlich, und sie entfaltet sich anhand einer Reihe von Leitfragen. >
Woraus besteht die digitale Cloud?
Das erste Kapitel legt die Elemente der Cloud offen. Wir blicken tief ins Meer und verfolgen die Unterseekabel, die heute mehr als 95 % der weltweiten Kommunikation übertragen. Von der Verlegung des ersten transatlantischen Telegrafenkabels im 19. Jahrhundert bis hin zu den globalen Glasfasernetzen von heute offenbaren diese Infrastrukturen geopolitische und koloniale Verstrickungen. Objekte aus dem Deutschen Museum veranschaulichen diese Geschichten aus wissenschaftlicher und materieller Perspektive. >
Das Kapitel widmet sich auch den Rechenzentren, die sich zu neuen Standorten der Macht entwickeln. Sie sind keineswegs neutrale Räume, sondern verbrauchen enorme Mengen an Energie und Frischwasser und beanspruchen zunehmend größere Flächen. Mit dem exponentiellen Wachstum der Künstlichen Intelligenz (KI) steigt die Nachfrage nach neuen Anlagen rapide an. Die Ausstellung macht ihre architektonische Präsenz, ihre politischen Dimensionen und ihre ökologischen Kosten sichtbar, mit Fallstudien aus Deutschland und dem Ausland, darunter das Münchner Leibniz-Rechenzentrum in Garching. >
Digitale Daten – die neue Währung?
Daten sind zum Motor neuer Formen der Extraktion geworden. Die Ausweitung von Datenökonomien hängt von kritischen Rohstoffen wie Lithium, Kupfer, Kobalt und Zinn ab. Dieses Kapitel untersucht insbesondere den Lithium- und Zinnabbau und richtet den Blick auf die Folgen dieser Rohstoffgewinnung auf lokale Ökosysteme und Gemeinschaften. Thematisiert werden der Kampf um Wasserrechte in einer der größten Lithiumminen der Atacama-Wüste in Chile sowie die ökologischen und gesellschaftlichen Kosten des Zinnabbaus auf der indonesischen Insel Bangka. Zudem werden die Bemühungen beleuchtet, Lithium und andere kritische Rohstoffe in Europa zu sichern. Indem wir diese Materialflüsse nachverfolgen, thematisiert die Ausstellung den tatsächlichen Preis, den wir für die Datenökonomie zahlen müssen. >
Ist die Stadt mehr als ein Computer?
Die sogenannte Smart City nutzt Daten, um Komplexität zu „optimieren“ und zu „verwalten“. Dieser Abschnitt untersucht, wie städtische Umgebungen durch digitale Systeme umgestaltet werden, und stellt die Frage: Was wäre, wenn Daten dazu genutzt würden, Bürger:innen zu stärken, anstatt dem Überwachungskapitalismus zu dienen? Eine in Zusammenarbeit mit dem Digital Twin München entwickelte Fallstudie schlägt Daten als öffentliche Infrastruktur und Instrument für bürgerschaftliches Engagement vor. >
Darüber hinaus widmet sich die Ausstellung der Transformation der architektonischen Praxis durch Datenmodellierung, maschinelles Lernen und KI und eröffnet neue Debatten darüber, wie Daten die Gestaltung und den Bau und Rückbau von Gebäuden verändern können. >
Daten speichern oder löschen?
Angesichts des steigenden Bedarfs an Strom, Wasser und einer enormen Menge an Elektroschrott ist die Entscheidung, welche Daten wir behalten und welche wir löschen, zu einem politischen Akt geworden. In einer Zeit exzessiver Backup- und Speicherpraktiken ist die Frage, welche Daten wir bewahren und unter welchen Bedingungen, dringlicher denn je. Digitale Archive spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung historischer Überlieferungen, während das KI-Training neue Fragen zu Voreingenommenheit, Zugang und Erinnerung aufwirft. Können wir in diesem riesigen Datenmeer zwischen Rauschen und wertvollen Informationen unterscheiden? Und können wir „Black Box“ und Datenverzerrungen ethisch navigieren? >
Dieses Kapitel regt zum Nachdenken darüber an, wie Dateninfrastrukturen unser Erinnern und Vergessen beeinflussen und wie architektonische Arbeit an digitale Systeme gebunden ist. Es fragt, wie wir in Zukunft mit Daten umgehen könnten, wie wir uns von dem trennen, was nicht mehr gebraucht wird, und wie wir jenseits der Logik unbegrenzter Speicherkapazitäten gestalten können. >
PUBLIKATION
Zur Ausstellung erscheint ein begleitendes Buch: City in the Cloud – Data on the Ground: Architektur und Daten, herausgegeben von Cara Hähl-Pfeifer, Damjan Kokalevski und Andres Lepik, publiziert von ArchiTangle, Berlin (deutsch: ISBN 978-3-9817790-6-6, englisch: ISBN 978-3-9817790-5-9; 58 Euro). > City in the Cloud – Data on the Ground versammelt Perspektiven aus Architektur, Medienwissenschaft, Technologie, Kunst und politischer Theorie, um die elementaren, räumlichen und zeitlichen Dimensionen von Datenarchitekturen zu beleuchten. Die Publikation kartiert die sozialen, ökologischen und politischen Auswirkungen der allgegenwärtigen digitalen Vernetzung und eröffnet Denkräume für ein notwendiges Umdenken im Umgang mit Rohstoffen, globaler Gerechtigkeit und langfristiger Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen. >
Mit Beiträgen von James Bridle, Giulia Bruno, Teresa Fankhänel, Cara Hähl-Pfeifer, Max Hallinan, Mél Hogan, Catherine Hyland, Damjan Kokalevski, Andres Lepik, Niklas Maak, Marija Marić, Anna-Maria Meister, Marina Otero Verzier, Trevor Paglen, Godofredo Enes Pereira, Andra Pop-Jurj, Alison Powell, Māra Starka und Rafael Uriarte. >
DATA TALKS
Im Rahmen des Begleitprogramms startet das Museum die Reihe Data Talks — sieben öffentliche Gespräche, die live stattfinden und als Podcast publiziert werden. Sie bringen Expert:innen und Publikum zusammen, um die Themen der Ausstellung zu vertiefen. >
Termine:
Oktober 2025 – Probing Data Infrastructures (mit Marina Otero Verzier, Giulia Bruno, Damjan Kokalevski) > 6. November 2025 – Exhuming Earth: European Lithium Futures (mit Godofredo Pereira und Zinnwald Lithium) > 4. Dezember 2025 – Drawing Matters: Data Models in Architecture (mit Michael Drobnik, Herzog & de Meuron und Allplan) > 18. Dezember 2025 – Behind the Scenes: Narrating the Raw and the Overcooked (mit dem kuratorischen Team) > 15. Januar 2026 – Designing Data Spaces: LRZ Garching (mit dem Leibniz-Rechenzentrum und Giulia Bruno) > 29. Januar 2026 – Urban Data Governance (mit der Landeshauptstadt München, GeodatenService) > 19. Februar 2026 – Digital Archives: Loss, Grievances, and Temporalities (mit der KIT-Professur für Architekturtheorie und dem saai, Archiv für Architektur und Ingenieurbau) > 5. März 2026 – Finissage. Die Reihe endet mit der Filmvorführung Building for Quantum von Marina Otero Verzier. >
Wir laden Sie herzlich zum ersten Data Talk am 16. Oktober 2025 um 18 Uhr im Architekturmuseum der TUM ein, mit der Forscherin Marina Otero Verzier, der Künstlerin Giulia Bruno und dem Kurator Damjan Kokalevski. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Um Anmeldung wird gebeten: anmeldung(at)architekturmuseum.dehttp://mailto:anmeldung@architekturmuseum.de >