Schlappentag in Hof
Schlappentag in Hof - Hussitenführung

So entstand der Hofer Schlappentag - Hussitenführung
Am 25. Januar 1430 wurde die Stadt Hof ohne nennenswerten Widerstand von den Hussiten gestürmt und vollkommen verwüstet. Aus diesem Anlass laden Hofer Stadtführer am Sonntag (heuer am 7. Juni 2009) vor dem Schlappentag, der ja in Folge der Hussiten entstanden ist, zu einer ganz besonderen Führung ein.
In historischen Kostümen schildern der rohe, aufschneiderische Hussit Herbert und die fromme Hofer Bürgerin Elisabeth, wie sie den Überfall erlebt haben – jeder aus seiner Sicht. Klar, dass es da einige Unstimmigkeiten gibt: Brüstet sich doch Herbert mit der Zerstörung und Schändung des Klosters, während Elisabeth diesen liederlichen Menschen am liebsten im Fegefeuer sähe.
Gut, dass es da den musikalischen Begleiter Gerald mit seinem Dudelsack gibt , der mit seinen mittelalterlichen Weisen die Wogen des Streitgespräches glättet. Er begleitet die Führung auf dem gesamten Weg und besänftigt immer wieder die aufgebrachten Gemüter – zeigt doch der Hussit Herbert keinerlei Reue und prahlt sogar noch mit den in Hof begangenen Schandtaten.
Ganz nebenbei erfährt man viel über die Geschichte der Hussiten und wie der Hofer Schlappentag entstanden ist.
Ein Glanzpunkt bei der diesjährigen Führung wird in der St. Michaeliskirche geboten. Die vier Sänger wissen um die Gefahr eines hussitischen Überfalls und flehen um Schonung: „Herr, erbarme dich. Christus erbarme dich.“ Mit ihren Gesängen wollen sie Gottes Hilfe in dieser großen Gefahr erbitten. Zum Einsatz kommen dabei auch die Bibelorgel, eine tragbare Kleinorgel aus dem Privatbesitz des Hofer Stadt- und Dekanatskantors Georg Stanek, sowie eine Barock-Violine.
Eine Anmeldung zum Rundgang ist nicht erforderlich. Man trifft sich einfach am 7. Juni um 14 Uhr auf dem Kirchplatz vor der St. Michaeliskirche. Für die knapp zweistündige Führung sind 3 Euro zu zahlen. Wer in passender historischer Kostümierung kommt, spart sich diese Gebühr.
Foto: Der rohe Hussit Herbert mit dem Dudelsackspieler Gerald und der frommen Bürgerin Elisabeth vor der St. Michaeliskirche.
Schlappenschießen
Am Sonntag vor dem Schlappentag müssen Personen des öffentlichen Lebens, des Handwerks und der Schützen ihre Schießküste beweisen. Dem "Schlappenschießen" liegt die Schießordnung des alten Handwerkerschießens zu Grunde und es findet an authentischer Stätte - wie schon seit mehreren hundert Jahren zuvor - im Schießgraben am Schießhäuschen statt. Die Teilnehmer finden sich dort an Trinitatis morgens ein.
In alter Zeit wurde der Sieger mit Steuerfreiheit durch den Hofer Magistrat belohnt. Aber auch in der Gegenwart zeigt sich die Stadt Hof großzügig und zeichnet die drei besten Schützen mit einem Privileg aus, welches nicht käuflich zu erwerben ist: Die erfolgreichsten Schützen dürfen innerhalb des Stadtgebietes auf öffentlichen Parkplätzen 1 bzw. 1/2 Jahr kostenlos parken.
Als äußeres Zeichen wird der Schlappenkönig mit einer silbernen Kette gewürdigt, welche die Embleme der Handwerksinnungen und der zehn Hofer Schützenvereine trägt. Dem Schlappenkönig wird nicht nur die Ehre für seine herausragende Schießleistung zuteil, er ist zugleich Aushängeschild für historisches Brauchtum in der Stadt Hof.
Die Schlappenkönige der letzten Jahre waren:
- 2005 Markus Schreckenbach
- 2004 Alexander Weiß
- 2003 Manfred Richter
- 2002 Jürgen Schmittgall
- 2001 Dieter Opel
- 2000 Wolfgang Leupold
- 1999 Peter Leupold
- 1998 Dieter Gelbrich
Teilnehmer sind Personen des öffentlichen Lebens, des Handwerks und der Schützen. Sie werden nach altem Brauch vor dem Schlappentag öffentlich zur Teilnahme eingeladen. Sollte ein geladener Teilnehmer zum Wettbewerb nicht antreten, wird ein "Bußgeld" erhoben. Angeknüpft an das alte Verfahren des Handwerkerschießens kann sich jedoch ein aufgeforderter Mitstreiter, der nicht teilnehmen möchte, einen für ihn anonymen Schützen "kaufen".
Damit alle mehr oder weniger talentierten Teilnehmer gleiche Chancen haben, wird mit alten Zimmerstutzen sitzend aufgelegt geschossen und jeder Schütze kann mit drei Schuss mitten ins Schwarze treffen. Trotz allem Wettkampfeifer kommt auch die Geselligkeit nicht zu kurz - bei Musik und Brotzeit ergeben sich viele interessante Gespräche.
Goldener Schlappen
Der Goldene Schlappen ist die höchste Auszeichnung der Scheiben-Schützen-Gesellschaft an eine Person, welche sich um die Gesellschaft, das Handwerk oder die Stadt Hof verdient gemacht hat.
Der Goldene Schlappen ist die Miniatur eines Schlappens aus massivem Gold mit einem Brillanten, der extra für die Verleihung von einem Hofer Goldschmied angefertigt wird. Damit ist er kein Serienartikel, sondern immer ein handwerkliches Unikat.
Träger des goldenen Schlappens sind neben anderen der ehemalige Ministerpräsident Max Streibl, der frühere Vorstandssprecher der Textilgruppe Hof, Ernst Häcker und der Handwerkskammer-Präsident, Senator Emil Preissinger.
Die Auszeichnung der zu ehrenden Persönlichkeit erfolgt im Rahmen des Schützenempfangs im Rathaus. Bis dahin bleibt der Name ein Geheimnis.
