Quebeck 1976 Decker | DVD Tristan und Isolde Richard Wagner Decker

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DVD Tristan und Isolde Quebeck 1976 Auszüge


Richard Wagner (1813-1883)

Tristan und Isolde

Auszüge  Québec 1976


Radio Canada  VAI  1 DVD

Spieldauer: 87 Min.

Sound : Mono;
Bild; 4:3; 
Untertitel: Englisch


Dirigent: Franz-Paul Decker
Orchestre Symphonique de Montréal
and Chorus of Opéra du Québec

Besetzung:

Tristan - Jon Vickers
König Marke - William Wilderman
Isolde - Roberta Knie
Kurwenal - Victor Braun
Brangäne - Maureen Forrester
Melot - Robert Calvert

Inhalt:

1  Prelude (1. Akt)
2  Auf das Tau! Anker los!
3  Tristan! - Isolde! - Treuloser Holder!
4  Introduktion zu Akt 2
5  Prelude (2. Akt)
6  Dein Werk? O thör' ge Magd!
7  Isolde! - Tristan! Geliebter!
8  In des Tages eitlem Wähnen...O sink' hernieder, Nacht der Liebe
9  So starben wir, um ungetrennt
10 Thatest du's wirklich?
11 O König, das kann ich dir nicht sagen
12 Introduktion zu Akt 3
13 O Wonne! Nein! Er regt sich, er lebt! (3. Akt)
14 Mild und leise (Liebestod)
15 Closing Credits

Sound : Mono; Bild; 4:3;  Sub: E

Kritik :
Wagners Bühnendramen sind für seine Fans der Gipfel des Opernschaffens. Bisweilen wird Wagner von seinen Verehrern gar als der Höhepunkt der abendländischen Kunst bezeichnet. Dabei muss man sich nicht gleich des Superlativs bedienen, um anzuerkennen, dass Wagners Opern auch jenseits von Gattungsgrenzen sehr bedeutsam sind. Die Faszination des Bayreuther Meisters ist heute weiterhin ungebrochen. Immer noch wirkt die hypnotische Suggestionskraft seiner Musik und die Handlungen seiner Opern entzünden die Fantasie zeitgenössischer Regisseuren und halten das Publikum gefangen.
Wagner in Kanada: Auch die neue Welt ist Wagner erlegen. Geradezu von epochaler Bedeutung waren nicht nur die Wagnerzyklen an der MET, die auch in Kriegszeiten nicht abrissen und gegen das von Hitlers dumpfen Kulturterror okkupierte Bayreuth einen hochkünstlerischen Wagnerstil hochhielten. Die Oper Tristan und Isolde stellt den der großen Wendepunkt im Schaffen Wagners dar – ein Ereignis, das die gesamte europäische Musikgeschichte erschüttern sollte. Galt die Oper lange Zeit als unaufführbar, ist sie heute aus dem Repertoire nicht mehr wegzudenken, auch wenn zu befürchten bleibt, dass sie in kürze wirklich unaufführbar sein wird, wenn es bald kaum noch Sänger gibt, die eine ganze Isolde, ganz zu Schweigen von Tristans Marathon-Partitur singen können. In den 70ern sah das zum Glück noch anders aus. Damals gab es noch Tenöre wie den Kanadier Jon Vickers, der nicht nur das physische Rüstzeug für den Tristan mitbrachte, sondern eindringliche Rollenportraits gestaltete, die in vielem unerreicht sind. Es ist oft festgestellt worden, dass Vickers' Technik eigenwillig, ja unorthodox gewesen sei und es stimmt: Sein Singen kann sich sicher nicht mit der Eleganz und Virtuosität zeitgenössischer Kollegen messen. Dafür entfaltete Vickers eine packende Intensität des Ausdrucks und näherte sich dem Thema des menschlichen Leidens – geradezu ein Leitmotiv in Wagners Werk – so aufrichtig, dass technische Diskussionen zweitrangig werden. Wagner fürs Fernsehen : 1975 hat die Société Radio-Canada einen Fernsehfilm über den Tristan produziert. Anlass dazu war die gleichzeitige Inszenierung des Werkes in der Opéra du Québec. Wer hätte für diesen Film besser durch die Handlung führen können, als Jon Vickers, der auch den Tristan in den Aufführungen sang? „Was auf der Bühne mehr als 4 Stunden lang dauert, werden wir versuchen, in 90 Minuten zusammenzufassen“ lautet der erste Satz des Films. Damit ist der Grundcharakter der Produktion auch zum Ausdruck gebracht. Es handelt sich um eine Einführung in Handlung und Entstehung des Werkes, die durchaus nicht auf die Musik verzichtet. Dementsprechend gibt es gleich zu Anfang eine Zusammenfassung, die sehr an die Rhetorik von Fernsehserien aus der Zeit erinnert. Kurz wird das Beziehungsgeflecht der handelnden Personen entwirrt und schon ist man mitten im tönenden Operngeschehen. Enterprise-Tristan:
Genau so wie auch die Fernsehästhetik der Dokumentation den muffigen Charme Mittsiebziger versprüht, bleibt die Inszenierung der Opera du Québec in einem Spannungsfeld zwischen Modernität à la Raumschiff Enterprise und dem tiefen Eindruck, den die Arbeit der Wagnerenkel in Bayreuth hinterlassen hat Interessant ist das allemal vor allem hinsichtlich der Bühne und den Kostüme, wenn auch die Umsetzung der kanadischen Regie spannungsreicher hätte sein können. Immerhin bleibt sie am Puls der Handlung, ist um eine realistische Umsetzung der Leidenschaft der Hauptpersonen bemüht und hält den Spannungsbogen aufrecht und das ist mehr, als man oft genug geboten bekommt. Für den anglophonen Markt: Der Film ist so aufgebaut, dass die wichtigsten Szenen wie in einem Querschnitt ganz wiedergegeben werden. Zwischen den einzelnen Szenen wird die Handlung erläutert. Einzelne Fragen wie „Auf welche Weise wirkt der Zaubertrank?“ werden von Jon Vickers beantwortet. Hintergrundinformationen wie die Affaire zwischen Wagner und Mathilde Wesendonck werden bildreich geschildert, auch wenn sich durchaus einmal wie in Bezug auf König Ludwig II. historische Ungenauigkeiten einschleichen. Selbstverständlich fehlt Bayreuth genau so wenig wie der venezianische Palazzo, in dem Wagner starb. Der Film richtet sich also an die Einsteiger in die Welt Wagners. Leider ist dies alles aber nur für den verständlich, der des Englischen mächtig ist. Untertitelung fehlt auf der DVD der VAI leider völlig und ist wiederum nur in Englischer Sprache für die Gesangspartien zugänglich. Das ist leider bei der Firma VAI Standard, deren Ausstattung immer durch ein Minimum an Aufwand auffällt. Immerhin sind Bild und Mono-Ton nicht zu beanstanden. Ein Einlegezettel mit Informationen zu einzelnen Sängern als Booklet ist da schon üppig zu nennen. Großartige Aufführung: Und dennoch nimmt man das alles gern in Kauf, denn in einem kann die DVD wirklich auftrumpfen: Die musikalische Qualität Ensembles ist erstklassig. Der relativ unbekannte Kölner Dirigent Franz-Paul Decker, der in den 70ern in Montreal tätig war, überzeugt durch große Energie, schlüssige Zuspitzung und dramatisches Gespür. Das deckt sich hervorragend mit den Qualitäten Jon Vickers’, der ein eindringliches und vibrierendes Portrait des tragischen Helden zeichnet. Interessant ist die DVD aber vor allem wegen der amerikanischen Sopranistin Roberta Knie, die zwar Karriere an den internationalen Bühnen machte, aber weit unter ihrer Bedeutung gehandelt wird, sowie viel zu selten auf Platten zu hören ist. Ihre Isolde ist tonschön, idiomatisch und vor allem sehr flexibel. Es macht Freude ihr zuzuhören und zuzusehen, was nicht oft in dieser Kopplung vorkommt. Auch Maureen Forresters Brangäne kann sich hören lassen, so dass diese DVD als Tondokument von großem Interesse ist.
Kritik von Miquel Cabruja, 26.06.2004

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