Migräne-Auslöser erkennen und vermeiden

Annegret Bauch Team Bayern-online
Annegret Bauch

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Triggermanagement: Wie Sie Migräne-Auslöser erkennen und vermeiden

Migräne-Betroffene leben häufig mit der Angst vor der nächsten möglichen Kopfschmerzattacke. Und weisen nicht selten ein hohes Vermeidungsverhalten auf. Alles, was ansatzweise im Verdacht steht, Migräne-Auslöser (auch Trigger genannt) zu sein, wird umgangen: Alkohol, größere Feiern mit vielen Menschen und Reizüberflutung, selbst Schokolade und Zitrusfrüchte sollen bei einigen zu den typischen Beschwerden führen. Die Konsequenz ist ein Leben voller Verzicht, welches die Lebensqualität einschränken kann. Das Triggermanagement scheint hier eine Lösung zu sein.

Wichtige Ansprechpartner bei Migräne

Idealerweise erarbeiten Sie das Konzept für Ihr individuelles Triggermanagement gegen Migräne zusammen mit einem Experten. Das kann, nach dem Hausarzt als erste Anlaufstelle, ein Neurologe (Fachmediziner des Nervensystems), Psycho- oder auch Schmerztherapeut sein. Dies ist abhängig davon, welche Ausprägung die Beschwerden haben. Der Neurologe behandelt vor allem Migräne mit Aura (zum Beispiel Sehstörungen wie das Wahrnehmen von Blitzlichtern und Zickzacklinien im Sichtfeld). Sind vorwiegend psychische Belastungen Auslöser für anfallartige Kopfschmerzen, sind Therapeuten die besseren Ansprechpartner.
Übrigens: In der Therapie gegen Migräne wird zwischen Akutbehandlung (meist mittels Schmerzmedikamente) und Prophylaxe (Vorbeugung) unterschieden. Das Triggermanagement setzt bei den vorbeugenden Schutzmaßnahmen an und soll dem Vermeiden von künftigen Migräne-Attacken dienen.

Start eines individuellen Managements zum Trigger-Vermeiden bei Migräne

Der erste Schritt ist eine Analyse der eigenen Migräne-Erkrankung und des Reaktionsverhaltens. Es werden während der Anamnese (Arztgespräch) Fragen geklärt, wie:

  • „Wann treten die Beschwerden auf?“
  • „Welche Symptome bemerken Sie?“
  • „Wie häufig leiden Sie unter Migräne?“
  • „Was meinen Sie, sind Migräne-Trigger für Sie?“

Die Antworten auf diese Fragen geben Erkenntnisse, an denen Sie und Ihr Therapeut ansetzen können.

Häufige Migräne-Trigger sind zum Beispiel:

  • (grelles) Licht, Lärm, Gerüche
  • Stress und Ärger
  • Schlafmangel
  • niedriger Blutzuckerspiegel
  • bei Frauen hormonelle Schwankungen
  • rasche, abrupte Wetterumschwünge
  • Konsum von Kaffee oder Alkohol
  • Lebensmittel, wie Zitrusfrüchte, Käse oder Schokolade

Besonders hilfreich ist es, wenn sich Betroffene bereits im Voraus Gedanken zu den erfragten Punkten gemacht haben, zum Beispiel im Rahmen eines Migräne-Tagebuchs. Dieses sollten Patienten täglich pflegen. Beschwerdefreie Zeiten sind genauso zu erfassen, um Migräne-Auslöser nicht nur zu bestätigen, sondern auch ausschließen zu können.


Erarbeitung von Strategien im Umgang mit Migräne-Auslösern

Nachdem im ersten Gespräch wichtige Anhaltspunkte geklärt wurden, geht es nun in die praktische Erarbeitung eines Triggermanagements. Dafür gibt es verschiedene Taktiken (1):

  • Gezielte Konfrontation
    In diesem Ansatz wird der Patient mit dem vermeintlichen Kopfschmerztrigger konfrontiert (Expositionstherapie). Es dient dazu, das Auslöserpotenzial zu überprüfen. Zum Beispiel, indem bestimmte Lebensmittel wie Schokolade oder Zitrusfrüchte zum Verzehr gereicht werden.
  • Bewusste Bewältigung
    Bei einer Konfrontation mit Kopfschmerzauslösern soll durch den Einsatz von Bewältigungsstrategien möglichst eine Reduzierung der Migräne-Beschwerden erfolgen. Das kann mit der Abschirmung der Reize (zum Beispiel visuell durch das Schließen der Augen), Entspannungstechniken und stressmindernden Gedanken gelingen.
  • Gewöhnungstraining
    Mittels regelmäßiger und stufenweise gesteigerter Konfrontation mit den Migräne-Auslösern (Exposition mit zunehmender Dosis) soll sich ein Gewöhnungseffekt und eine wachsende Belastbarkeit einstellen. Kleine Erfolge können einen motivierenden Effekt zeigen und zu „mehr“ anspornen. Ein Beispiel wäre hier, wenn sich die Beschwerden vor allem durch viele äußere Reize in größeren Menschengruppen entwickeln: „Ich habe die Kaffeerunde bei meiner Freundin migränefrei überstanden, dann kann ich doch auch mal zu ihrer Geburtstagsparty gehen.“
  • Vermeidung
    Diese Variante ist zu wählen, wenn andere Bewältigungsstrategien nicht den gewünschten Effekt gezeigt haben. Erst dann ist es ratsam, den Migräne-Auslösern aus dem Weg zu gehen. Ist beispielsweise nachweislich Rotwein für Migräneattacken verantwortlich, sollte auf diesen verzichtet werden. Patienten, die bei Schlafmangel vermehrt unter Migräne leiden, achten fortan am besten darauf, ausreichend lange zu schlafen, also Schlafmangel zu vermeiden.
  • Letztendliche Akzeptanz
    Manche Migräne-Trigger lassen sich leider nicht so einfach umgehen. Dazu zählt unter anderem das Wetter, was in Umschwüngen (zum Beispiel zwischen kalt und warm) bei manchen Menschen Migräne hervorrufen kann. Hier gilt es, die Auslöser zu akzeptieren und eine entspanntere Lebenseinstellung dazu zu entwickeln, denn das Wetter lässt sich leider nicht ändern. Oder bei Betroffenen, die zum Beispiel nach den visuellen und akustischen Reizen einer Kinofilmvorstellung unter Migräne leiden: Möchten diese nicht auf Kinobesuche verzichten, bleibt noch der Ansatz, die folgenden Kopfschmerzen als Konsequenz eines positiven Erlebnisses in Kauf zu nehmen. Hier hilft es vielleicht zu wissen, dass Verärgerung über eine Migräneattacke häufig nur die Beschwerden zusätzlich verstärkt.

Stressbewältigung als Teil des Migräne-Managements

Ein wesentlicher Bestandteil des Triggermanagements ist die Stressbewältigung. Denn emotionale Belastungen gehören zu den Faktoren, die von Betroffenen am häufigsten als Migräne-Trigger genannt werden (2). Sport und Entspannungstechniken wie die progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson können dazu beitragen, Stress abzubauen und diesen als Trigger von Migräne zu vermeiden. Gönnen Sie sich ausreichend Erholung, Ruhe und Schlaf. Es ist auch kein Eingeständnis von Schwäche, wenn die Menge an anstehenden Aufgaben, privat wie im Beruf, überfordern und diese an andere vielleicht abgegeben werden. Dies gehört auch zu einem Triggermanagement.

 

Quellen:
(1) Klan, Timo und Liesering-Latta, Eva: Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Migränemanagement (MIMA): Ein Behandlungsmanual zur Krankheitsbewältigung und Attackenprophylaxe bei Migräne. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co.KG 2019.

(2) Schmerzklinik Kiel: Mögliche Auslöser der Attacken. URL: schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/ausloeser/ (09.03.2020

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Annegret Bauch

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Annegret Bauch ist im Team Bayreuth und hier für Redaktion und Kundenwünsche zuständig. In Ihrer Freizeit ist sie mit ihrer Familie viel in der Natur unterwegs, liebt Yoga und gute Bücher. Als Reisefan ist sie bei Bayern-online natürlich bestens aufgehoben.