Ärztemangel in Bayern: Hausärzte werden selten

Annegret Bauch Team Bayern-online
Annegret Bauch

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Eigentlich handelt es sich bei Bayern um eines jener Bundesländer, die im deutschlandweiten Vergleich über eine recht gute ärztliche Versorgung verfügen. Der Schein jedoch trügt, denn während es in den Großstädten ausreichend Ärzte gibt, fürchtet das Land leeren Praxen. Politik und Vereinigungen wollen sich dieser Entwicklung entgegenstellen und präsentieren Ideen.


Die aktuelle Situation: In manchen Regionen droht der Mangel

Der Freistaat Bayern ist ein gespaltenes Land, wenn es um die ärztliche Versorgung geht. Wie das Bundesarztregister Ende 2018 zeigte, gehören die Städte

  • Bamberg,
  • Rosenheim,
  • Landshut,
  • Passau
  • und Würzburg

zu jenen mit der bundesweit besten Versorgungslage. Zeitgleich aber finden sich mit Landkreisen wie Ansbach, Bamberg, Schweinfurt, Coburg und Landshut echte "Problemkinder", bei denen ein Mangel nicht nur Zukunftsmusik zu sein scheint.
Interessant daran ist auch, dass teilweise Welten zwischen einer Großstadt und dem sie umgebenden Landkreis liegen. Ersichtlich wird die Lage zahlreicher freier Stellen auch anhand von Jobbörsen wie praktischarzt.de. Eine Unterversorgung befürchten die Verantwortlichen zudem in weiteren Regionen Niederbayerns und der Oberpfalz. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) nennt in diesem Kontext beispielsweise Dinkelsbühl und Eggenfelden-Nord.

Ein Problem, das dabei gerne übersehen wird, ist nicht die bloße Anzahl der Ärzte, sondern auch deren Alter. Viele Experten warnen davor, die Verhältnisse ausschließlich durch bloßes Zählen der behandelnden Köpfe zu beurteilen, da dadurch ein weiterer wichtiger Fakt verschleiert bleibt: der durchschnittliche Hausarzt ist in Bayern 54 Jahre alt, mehr als jeder zehnte aller Ärzte hat bereits den 65. Geburtstag gefeiert.


Neue Landarztquote soll für Nachwuchs sorgen

Um die freien Stellen in Praxen auf dem Land besetzen zu können, braucht es junge bzw. nachrückende Ärzte. Aktuelle und künftige Medizinstudenten, wie die, die beispielsweise ab 2021 auch am Medizincampus Oberfranken in Bayreuth ausgebildet werden, sind klare Hoffnungsträger. An sie wendet sich die Politik mit der Einführung einer Landarztregelung, die die Vergabe verfügbarer Studienplätze ändert.


Wer sich dazu verpflichtet, in Zukunft zehn Jahre lang auf dem Land in einem unterversorgten Gebiet tätig zu sein, erhöht seine Chancen auf einen der begehrten Plätze. Wichtig sind nämlich nicht nur die Schulnoten, sondern auch der bisherige Werdegang und die Vorkenntnisse. Für die Landarztquote bereit stehen sollen höchstens 5,8 Prozent der Plätze. Gegen Täuschungsversuche und Betrug sichern sich die Verantwortlichen übrigens ab: bricht ein Arzt später die Vereinbarung und bleibt nicht zehn Jahre lang auf dem Land, drohen 250.000 Euro Strafe.

Das Bayerische Staatsministerium vergibt darüber hinaus Stipendien an Medizinstudenten, die sich nach dem Studium in ländlichen Regionen zum Facharzt weiterbilden und anschließend noch fünf Jahre dort bleiben. Wird der Antrag bewilligt, erhalten Studenten maximal 48 Monate lang 600 Euro pro Monat. Dass die zeitliche Bindung etwas kürzer ausfällt und die Facharztausbildung umfasst, könnte das Stipendium für einige besonders ansprechend machen.

 

Finanzielle Anreize als mögliche Lösung

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns ist ebenfalls nicht untätig. So werden je nach Bezirk unterschiedliche Anreize geschaffen, die Ärzten die Niederlassung vor Ort oder weitere Entscheidungen schmackhafter machen sollen. Genauere Informationen zu den Kreisen und Anreizen finden sich auf der Website der KVB. Für die Niederlassung winken beispielsweise bis zu 90.000 Euro und für die Eröffnung von Zweigpraxen bis zu 22.500 Euro.


Erwähnt werden sollte ferner, dass auch bereits praktizierende Ärzte von Anreizen nicht ausgenommen sind. Hierbei dreht es sich vor allem um Handlungen, die die Tätigkeit eines Arztes erleichtern und somit die Versorgungslage durch bessere Planung optimieren können. So bezuschusst die KVB unter anderem das Anstellen von Praxis- und Versorgungsassistenten sowie von weiteren Ärzten in einer bestehenden Praxis. Mediziner, die schon 63 Jahre alt sind und entsprechend zeitnah in den Ruhestand gehen werden, erhalten von der KVB einen Zuschuss, wenn sie sich aktiv und eigeninitiativ um die Nachfolge kümmern.


All diese Zuschüsse stellen sicherlich Möglichkeiten dar, die ärztliche Versorgung zu verbessern und Mediziner auf das Land zu locken. Berücksichtigt werden muss allerdings stets, dass nicht in jeder Region die gleichen Zuschüsse verfügbar sind. Und ob diese Maßnahmen tatsächlich ausreichend sind, bleibt abzuwarten.

 

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Annegret Bauch

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Annegret Bauch ist im Team Bayreuth und hier für Redaktion und Kundenwünsche zuständig. In Ihrer Freizeit ist sie mit ihrer Familie viel in der Natur unterwegs, liebt Yoga und gute Bücher. Als Reisefan ist sie bei Bayern-online natürlich bestens aufgehoben.