Waldbaden in Pfronten

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Waldbaden - Shinrin Yoku – heißt der neue Trend aus Japan. Bald wird es erste Angebote in Pfronten geben.

Waldbaden heißt der Trend aus Japan, der inzwischen in aller Munde ist. Kurz zusammengefasst bedeutet Waldbaden, durch den bloßen Aufenthalt im Wald, aber am besten in Kombination mit Entspannungs- und Atemübungen, zu neuer Energie zu gelangen und seine Akkus aufzuladen. Das spezielle Mikroklima des Waldes könnte dabei auch gesundheitlich besonders zuträglich sein. Dies herauszufinden und zu definieren, hat sich jetzt der Bayerische Heilbäderverband (BHV) in Zusammenarbeit mit dem Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und der Ludwig-Maximilians- Universität (LMU) in München auf die Fahnen geschrieben.

Das Projekt nennt sich „Das Potential des Waldes als ortsgebundenes Heilverfahren“. Das Ziel: die rechtlichen und versicherungstechnischen Grundlagen zu bestimmen, eine mögliche Prädikatisierung und Anerkennung zu prüfen und die Kriterien zur Beschaffenheit des Waldes für die Einrichtung von Kur- und Heilwäldern zu definieren und in ausgewählten Pilotorten diese Einrichtung und Umsetzung fachlich zu begleiten. Nach Bekanntwerden der Studie hat Pfrontens Bürgermeisterin Michaela Waldmann nicht lange gezögert.

„Das passt zu Pfronten. Das Projekt liefert die Klammer, um den Gesundheitsaspekt in das neue Outdoorkonzept von Pfronten Tourismus zu integrieren. Die Idee, einen Kur-/Heilwald in Pfronten einzurichten, entstand eigentlich schon bei einer Machbarkeitsstudie des Bayerischen Heilbäderverbandes, die 2018 in Pfronten durchgeführt wurde. Aber als einzelner Ort ist dieses Projekt trotz zahlreicher Unterstützer vor Ort nicht zu stemmen. Als ich von der Studie erfahren habe, wusste ich, dass dies unsere Chance ist. Mit der Fachklinik Allgäu haben wir einen starken Partner am Ort, der großes Interesse daran  hat, Pfronten sowohl in der Prävention als auch in der Anschlussheilbehandlung im Bereich Psychosomatik und Pneumologie deutschlandweit bekannter zu machen. Der Rest ging dann relativ schnell. Seitdem ist Pfronten als Pilotort am Projekt beteiligt.“

Diese Freude teilt auch Robert Conle, Miteigentümer der Fachklinik Allgäu: „Wer sich mit dem Thema noch nicht befasst hat, für den ist es leicht, Waldbaden als Spinnerei zu verunglimpfen. Waldbaden wird aber schon bald aus der "sanften Medizin" und vielen Formen der Achtsamkeitsphilosophie nicht mehr wegzudenken sein. Es erfordert Mut und Weitsicht, von Anfang an Teil dieses neuen Gesundheitslabels zu sein. Ich bin begeistert, dass die Gemeinde Pfronten es ernst meint mit der Ausrichtung auf die neuen Formen des Gesundheitstourismus und dabei so nah am Puls der Zeit agiert.“ Das Projekt wird derzeit von verschiedenen Arbeitsgruppen parallel vorangebracht: den wissenschaftlichen / gesundheitlichen Aspekt bearbeiten die LMU und der BHV.

Als Ergebnis soll hier ein Handbuch mit den Kriterien zur Beschaffenheit des Waldes entstehen, die zur Einrichtung eines Kur-/Heilwaldes von den Orten erfüllt sein müssen. Im Ministerium werden die rechtlichen Rahmenbedingungen und Sicherheitsvorschriften betrachtet und definiert. Und in den Orten wird nach geeigneten Waldarealen gesucht und ein Konzept für die Angebote erstellt, die dann stattfinden sollen. Dabei bauen die Orte auch auf die Zusammenarbeit mit Waldgesundheitstrainern, die im Rahmen des Projektes ausgebildet werden. Schließlich sind sie dann diejenigen, die das Angebot auf Präventionsebene im Wald erarbeiten und durchführen. „In Pfronten haben sich aufgrund einer kleinen Notiz in der Zeitung gleich vier Interessenten gemeldet“, freut sich Michaela Waldmann.

Nach der theoretischen Ausbildung Ende November letzten Jahres stehen die vier angehenden Trainer jetzt in den Startlöchern zur Bearbeitung des praktischen Teils. Sobald es die Witterung zulässt, sollen Übungen im Wald ausprobiert und zu einer Gesamtkomposition zusammengestellt werden.

„Der Wald bedeutet für mich Ruhe, Kraft, Schutz und Energie“, schwärmt Berta Morisse, eine der angehenden Waldgesundheitstrainer in Pfronten. „Als Qigong-Lehrerin in der Fachklinik Allgäu arbeite ich durch die Energie der Bäume mit verschiedenen Entspannungsmethoden. Der neue Hype eignet sich für Pfronten aber auch touristisch sehr gut. Das macht die Kombination aus Natur und Entspannungsmöglichkeit, nach der sich immer mehr Menschen sehnen. Und dies ist beides in Pfronten gegeben.“

Damit spricht sie auch den anderen Trainern aus dem Herzen. Marietta Goldstein, ebenfalls angehende Waldgesundheitstrainerin, bringt den gesundheitlichen Ansatz beim Waldbaden noch einmal auf den Punkt: „Das Thema Waldbaden reizt mich, weil ich mich in unseren Wäldern total entspannen und den Stress hinter mir lassen kann. Nach jedem Waldbesuch komme ich wie neu aufgetankt zurück. Mein Wissen möchte ich gern an gestresste Menschen im Arbeitsleben weitergeben.“ In einem weiteren Schritt ist für dieses Jahr auch die Ausbildung zum Waldtherapeuten vorgesehen, die dann das Waldareal nicht nur zu Präventionszwecken sondern auch zur Therapie nutzen dürfen. „Wir von der Fachklinik Allgäu sehen großes Potential für unsere Patienten, wenn es um das Thema Waldbaden geht,“ befürwortet Dr. Krinninger, Chefarzt im Fachbereich Psychosomatik der Fachklinik Allgäu, das Projekt. „Deshalb freue ich mich sehr, dass wir schon bald eine Waldgesundheitstrainerin in unserem Team haben werden. Natürlich sind wir auch sehr an der Ausbildung weiterer geeigneter Mitarbeiter zum Waldtherapeuten interessiert.“

Auch Herr Nitsch, Geschäftsführer der Fachklinik Allgäu unterstützt die Arbeit in der Pilotphase: „Mit dem Projekt Waldbaden geht die Gemeinde gemeinsam mit den örtlichen Gesundheitsanbietern neue Wege, die den Gesundheitsstandort Pfronten mit Sicherheit bekannter und attraktiver machen. Dies ist nicht nur für das touristische Angebot interessant, sondern auch die vielen Patienten der Fachklinik Allgäu können von diesem modernen und wissenschaftlich begleiteten Angebot profitieren.“ Wie es weitergeht, wird der weitere Verlauf zeigen. Sicher ist, dass alle Beteiligten diesem mit erwartungsvoller Vorfreude entgegensehen.

www.pfronten.de

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