Jo Penca. Kreb Core Cargo

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Jo Penca. Kreb Core Cargo – Performance am Donnerstag, den 11. November 2021, Einlass um 18:30, Eintritt 8 €. Ausstellungdauer vom 12. bis 28. November 2021. 

Einen utopischen Perspektivwechsel auf das Verhältnis von Menschen und die sie umhüllende Welt eröffnet Jo Penca (1989) mit Kreb Core Cargo. Die in Kollaboration mit dem Elektronik-Duo Les Trucs von Penca neu konzipierte Performance mündet in eine mehrwöchig begehbare Raum- und Klanginstallation

Performerinnen und Zuschauerinnen befinden sich in einem Fischerhafen. Dort finden Hafenarbeiterinnen in Frachtcontainern unförmiges Meeresgetier. Sie erzählen sich Seemannsgarn über die andersartigen Wesen, schlüpfen schließlich in die unbekannten Tierkörper und werden in diesem transformativen Akt zu Krabbenwesen. Mit den „Hüllenwechsel“ können soziale Codes – repressive Geschlechterrollen oder artenspezifische Überlegenheit zum Beispiel – thematisiert werden. Wie verändert das Krabbengehäuse den Blick auf die Welt? Der kapitalistische Wachstumszwang des Anthropozäns hat das ökologische Gleichgewicht an seine Grenzen gebracht und das agrarisch geprägte Bild von einer unendlichen Menge an uns zur Verfügung stehenden „Meeresfrüchten“ erschöpft. Worüber sollen Seemänner noch singen, wenn die letzte Krabbe aus ihrer Schale gepult wird?

Inspiriert ist Kreb Core Cargo von der Arbeit des Biologen Lancelot Alexander und des von ihm beschriebenen Phänomen der „Carzinisierung“. Jo Pencas Environment-Inszenierung thematisiert eine fiktive „Verkrabbung“ des menschlichen Körpers, einen Prozess, an dessen Ende die Überwindung bestehender gesellschaftlicher Strukturen wie die kapitalistische, artenspezifische und sexuelle Repression steht. 

Jo Pencas vielgestaltige künstlerische Praxis verbindet darstellende und bildende Kunst. So versetzt Kreb Core Cargo die Zuschauerinnen in eine raumgreifende Inszenierung mit einem künstlerischen Set- und Kostümdesign im Westflügel des Haus der Kunst. Parallel sich vollziehende Ereignisse auf unterschiedlichen Bühnen erzeugen eine Überlagerung von zeitlichen und räumlichen Narrativen. Konventionelle Frontalität wird durch neue, forschende Begegnungen zwischen dem Publikum und den Darstellerinnen aufgelöst. Auch mit den eindringlichen elektronischen Klang Environments von Les Trucs und gesungenen Dialogen werden fluide Zustände herbeigeführt, die die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sowie zwischen Wissenschaft und Mythologie aufzulösen scheinen.

Die Grenzen von Einflüssen aus Kunst-, Literatur-, Filmgeschichte und Popkultur verschwimmen bei Kreb Core Cargo. Die skulpturalen, unbelebten Tierkörper werden von den Protagonist*innen in unterschiedlichen Kombinationen zusammengefügt, angezogen, animiert und besungen. Dabei verwebt Penca Inspirationsquellen virtuos im Sinne von Claude Lévi Strauss Technik der Bricollage und nutzt sie für eine zweckentfremdete Improvisation. Es fügen sich Spuren aus Science Fiction, Mangacomics oder Horrorfilmen wie etwa Inferno, Alien Resurrection, Halloween 3 oder John Carpenter’s The Fog mit Referenzen aus Videospielen wie Abe‘s Odyssee zu einem Gesamtkunstwerk. 

Mit Jo Pencas Neuproduktion Kreb Core Cargo stellt das Haus der Kunst eine bedeutende Künstlerin aus München vor, die an der Schnittstelle von Bildender Kunst, Performance, Theater, sowie auch Konzert arbeitet. Sie wirft gegenwärtige Fragen rund um diverse Identitäten und eine Einbettung vielgestaltiger menschlicher Lebensformen in vorherrschenden ökologischen und geschlechtlichen Gesellschaftsstrukturen auf. Penca strebt einen Prozess der Heilung von im Miteinander erlangten Narben an.

Kuratiert von Jana Baumann
Kuratorische Assistenz: Luisa Seipp

Musikkomposition: Les Trucs (Toben Piel und Charlotte Simon)

Hackbrett und Blockflöte: Lisa Schöttl

Lichtdesign: Jakob Penca

Jo Penca (*1988) lebt und arbeitet in München. Sie studierte Bildende Kunst an der Frankfurter Städelschule bei Judith Hopf sowie Bildhauerei an der Kunstakademie in Wien unter Julian Göthe. Pencas künstlerische Praxis kennzeichnet sich durch eine spielerisch virtuose und gleichermaßen ernsthafte Verknüpfung von Performance, Sound, Kostümdesign, Bildhauerei und Malerei, die Grenzen von darstellender und bildender Kunst brüchig werden lässt. In eindrucksvollen Serien von Zeichnungen, Collagen und Aquarellen, aber auch raumgreifenden skulpturalen Installationen und performativen Bühneninszenierungen widmet sie sich zentralen gegenwärtigen Fragen rund um queere Identitäten, Science-Fiction, Naturwissenschaften und Popkultur.

Begleitprogramm

Kreb Core Cargo
Führung mit Jo Penca durch die Ausstellung
Sonntag, den 14.11.21
Uhrzeit: 15 Uhr

Mit Jo Penca (*1988 lebt und arbeitet in München) stellt das Haus der Kunst eine wichtige Nachwuchskünstlerin vor, die unter anderem an der bedeutenden Schnittstelle von Theater, Performance wie auch Konzert arbeitet. Die neu produzierte Performance Kreb Core Cargo entsteht in Kollaboration mit dem Elektronik-Duo Les Trucs und eröffnet utopische Perspektivwechsel auf das Verhältnis von Menschen und die sie umhüllende Welt. Penca wirft gegenwärtige Fragen rund um diverse Identitäten und eine Einbettung vielgestaltiger menschlicher Existenzformen in vorherrschende soziale, ökologische und geschlechtliche Machtstrukturen auf. Die Performance Kreb Core Cargo mündet nach dem 11.11.21 in eine dreiwöchig begehbare Raum- und Klanginstallation, bei der auch ihre zuvor entstandenen Zeichnungen, Malereien und Skizzen ausgestellt werden. Am 14.11. führt die Künstlerin Jo Penca gemeinsam mit Luisa Seipp, Kuratorische Assistenz, und einem Special Guest durch die interaktive Ausstellung.

Kinder-Workshop mit der Künstlerin Jo Penca
Samstag, den 20.11.21
Uhrzeit: 12 bis 17 Uhr
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Eintritt frei

Im Rahmen der neu produzierten Performance und Ausstellung Kreb Core Cargo widmet sich Jo Penca dem Akt der „Verkrabbung“, d.h. der unausweichlichen Verwandlung von Menschen in Krebstiere. Da stellt sich die Frage, wie die Welt aus einem Krabbengehäuse heraus überhaupt aussieht? Hast Du Lust, selbst in ein Krabbenkostüm zu schlüpfen, um es auszuprobieren?

Wir gehen seitwärts durch die Zeit und überlegen wie die Welt hier vor uns ausgesehen hat – und nach uns aussehen könnte. Gemeinsam befragen wir mit special guests die Millionen alten Steine und Fossilien im Boden des Haus der Kunst. Vielleicht haben die ja eine Ahnung!?

Unsere Ideen werden gemeinsam mit Jo Penca als Geschichten filmisch dokumentiert. 

Aktivierung der Rauminstallation Kreb Core Cargo mit Jo Penca am Sonntag, den 28.11.21, Uhrzeit: 15 Uhr

Jo Penca wird ihre raumgreifende Inszenierung Kreb Core Cargo im Westflügel des Haus der Kunst einer abschließenden performativen Aktivierung unterziehen. Ihr außergewöhnliches und eindrucksvolles Bühnenbild sowie das Kostümdesign kann noch einmal hautnah erlebt werden. 

www.hausderkunst.de

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