Musiker und Corona-Krise

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Kultur im Fichtelgebirge: Speichersdorfer Musikanten, Wirbenzer Posaunenchor und die Fichtenhornbläser in der Corona-Krise.

Wie alle anderen Blasensembles auch so sind die Speichersdorfer Musikanten, die drei Posaunenchöre und die Speichersdorfer Fichtenhornbläser im Corona-Modus. Ausnahmslos wurden alle Termine gecancelt, sei es in Bezug auf Engagements bei Festen, Festivitäten, Konzerten oder auch kirchlichen Anlässe wie z. B. Fronleichnam.

Nur wenige können dem musikalischem Corona-Cut etwas Gutes abringen. Etwa die Zeit als eine Art „Reset“ zu verstehen, sie in diesem Sinn zu durchleben, die Zeit zu nutzen bestimmte Dinge zu überdenken, das Beste daraus zu machen. "Das ist die Sache eines Jeden selbst, wie er damit umgeht", so der Dirigent der Speichersdorfer Musikanten Norbert Lodes. Vielmehr ist es für die leidenschaftlichen Amateurmusiker eine untragbare Situation. In gewisser Weise fast eine Entzugssituation. In Bayern ist laut BR-Klassik das Proben in kleinen Ensembles, ohne dass eine konkrete Anzahl der Mitwirkenden festgelegt ist, grundsätzlich zwar erlaubt. Empfohlen wird aber ein Abstand zwischen den Musikern von drei bis fünf Metern.

Wenn möglich soll im Freien geprobt werden, da Aerosole sich im Freien schneller verteilen und so das Ansteckungsrisiko verringert ist. Speziell wird den Bläsern empfohlen, Unterlagen für Kondenswasser sofort persönlich zu entsorgen und danach den Boden zu reinigen und Hände zu waschen. Aufgrund dieser restriktiven Vorgaben haben die Speichersdorfer Musikanten und die Fichtenhornbläser sowohl jedweden Präsenzprobebetrieb als auch Auftritte mit Ensembles bis auf Weiteres „auf Eis gelegt“. "Das ist auch gut so und aus Sicherheitsgründen unerlässlich", so Lodes. Speziell bei den Bläsern besteht die ganz große Gefahr der Übertragung des Virus über die Luft. Die Aerosole, also Atemnebel mit Tröpfchen, die beim Spielen von Blasinstrumenten ausströmen, sind dabei das Problem, so die Fachleute. Nachwievor ist unklar, wie der Verbreitungsgrad und wie hoch der Ansteckungsgrad bei Bläsern ist im Vergleich zum Husten oder Niesen. Entsprechend reichen die Anstandsempfehlungen von 1,5 über drei bis fünf Meter. Trotz aller verbleibenden Möglichkeiten: "Es ist einfach zu gefährlich, in solchen Besetzungen zu arbeiten und auch aufzutreten, so der Dirigent der Speichersdorfer Fichtenhornbläser, Heinz Schmidt.

Auch beim Speichersdorfer Posaunenchor fallen die Proben zur Zeit ganz aus. Lediglich bei Festgottesdiensten fahren sie eine Art "Notbetrieb", so ihr Leiter Alfred Kreutzer. "Wir haben zu Ostern im Freien vor der Kirche und vor dem Luise-Elsässer Heim mit einer kleinen Gruppe geblasen." Natürlich unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen, vor allem unter Wahrung des Mindestabstandes. Konfirmation und Jubelkonfirmation fielen ganz aus, berichtet Kreutzer. Für Pfingsten wurde der ökumenische Gottesdienst am Schlittenberg abgesagt. "Wir hoffen, dass in absehbarer Zeit auch wieder alles "normal" wird. Aber bis dahin gehe die Gesundheit seiner Mitbläser vor, so der .

Gar nichts läuft beim Wirbenzer Posaunenchor, so die Dirigentin Susanne Kropf. Sowohl von staatlicher Seite als auch von landeskirchlicher Seite war und ist es offiziell verboten, sich zu Treffen und zu üben, berichtet sie. Im Chor hält man sich an die offiziellen Vorgaben und Tipps, wie man sie beim Posaunenchorverband findet. "So haben wir den kompletten Betrieb bis auf Weiteres eingestellt", , so die stellvertretende Landesobfrau. Abgesagt wurden Auftritte in Gottesdiensten, angefangen vom Altenheim am 15. Mai bis jetzt, und verschiedene private Anlässe. Mache haben bei dem Balkonblasen am Abend mitgemacht. Ansonsten haben alle irgendwie versucht persönlich im Kontakt zu bleiben. Inzwischen könnten die Verantwortlichen für Freiluftgottesdienste und Ständchen im Freien zwar Sondergenehmigungen für kleinste Besetzungen erhalten. "Das haben wir bislang nicht gemacht, zumal der Probenbetrieb immer noch untersagt ist", betont die Chorleiterin. Und sie warten auf neue Erkenntnisse und Öffnungen, die das Üben und Musizieren im Freien und in der Öffentlichkeit - wenn auch unter Auflagen - wieder erlaubt. 

Per Videochat, WhatsApp und Telefon wird der Kontakt zu den Sängern und Instrumentalisten, Schülern und Eltern, zur Fangemeinde gehalten. Vorstandssitzungen werden bestenfalls virtuell gehalten. Information, Kommunikation, Abstimmungen erfolgen per Telefonkonferenz, per Mail im Umlauf, im Gruppenchat per WhatsApp. Wie die Speichersdorfer Musikanten in den letzten Wochen mit der Corona-Krise umgegangen sind, darüber sprach der Kurier mit dem Vorsitzenden der Speichersdorfer Musikanten, Michael Höhne.

Wie geht ihr aktuell mit der Corona Krise um?

Höhne: Die Orchesterproben können nachwievor aufgrund der Situation nicht stattfinden. Das war und ist für uns alle aufgrund des Ausbreitungsrisikos des Virus einleuchtend und nachvollziehbar. 

Was ist in den letzten Wochen überhaupt bei euch passiert?

Höhne: Die Vorstandschaft der Speichersdorfer Musikanten lädt immer wieder zu einem virtuellen Meeting ein. Dabei tauschen wir uns über die Situation aus. Dieser Videochat ist dann aber auch immer recht amüsant. Wir spielen dann auch virtuelle Spiele, um den Zusammenhalt zu stärken und das WIR-Gefühl zu erhalten. Zuweilen geht es ganz lustig und unterhaltsam zu. Wir konnten so sogar einen Geburtstag „feiern“. 

Was ist alles abgesagt worden?

Höhne: Leider mußten wir unser traditionelles Frühlingskonzert der Musikschule absagen. Ein Veranstalter, der uns als Kapelle gebucht hat, hat sein Fest im Juli sicherheitshalber in das Jahr 2021 verschoben. 

Habt ihr anderweitig die Zeit genutzt, um zu üben?

Höhne: Da kann ich nur für mich antworten. Die aktuelle Situation stellt andere Herausforderungen an den beruflichen Alltag und die privaten Abläufe. Man hat aber nicht mehr oder weniger Zeit zu üben. Es verschiebt sich nur im gewohnten Alltag. 

Was habt ihr die nächsten Wochen und Monaten vor?

Höhne: Ich persönlich hoffe, dass wir bald wieder zusammenkommen dürfen, um gemeinsam zu musizieren, die Musikerinnen und Musiker im echten Leben zu treffen und mit ihnen eine Kleinigkeit zu trinken. Vielleicht machen wir dann ein kleines Fest oder einen gemeinsamen Ausflug. 

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