Speichersdorfer Chöre und Corona

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Speichersdorfer Chöre in Zeiten von Corona: Ob der MGV Wirbenz 1864 auch im Dezember 2020 die Seniorenweihnacht gesanglich mitgestaltet steht derzeit in den Sternen, so Vorsitzender Lothar Graf. 

Ob vokal oder instrumental - die gesamte musikalische Landschaft in der 5800 Einwohner zählenden Großgemeinde ächzt unter der Corona-Krise. Dies umso mehr, da hier die Musikszene anders als andernorts mit überdurchschnittlich vielen Chören, Instrumentalensembles, Musiklehrern, Bands und Alleinunterhalter reichhaltig ist.

Allein sechs Chöre gibt es: da ist der Männergesangsverein 1854 und der evangelische Kirchenchor Wirbenz, der Chor der Musikfreunde Kirchenlaibach und Speichersdorf, der Thomas Chor, der Katholische Kirchenchor Kirchenlaibach und der Chor Kids & More. Anlassbezogen bilden sich Projektchöre zum Weltgebetstag oder ökumenischen Pfingstgottesdienst.

Darüber hinaus gibt es die Speichersdorfer Fichtenhornbläser und in den in den evangelischen Kirchengemeinden Wirbenz, Speichersdorf und Neustadt am Kulm/Frankenberg drei Posaunenchöre. Teil der FGV Ortsgruppe sind die Musikschule und die Speichersdorfer Musikanten. Gehören die Lederhosenlackl und das Gipfel-Trio zu den regionalen Stimmungsbands sowie Karl Bäuml, Jonas Kauper und Heinz Schmidt zu den begehrten die Alleinunterhaltern, so ist das Metall-Quartett Hämatom aus dem Ortsteil Brüderes mit ihrem Stil der Neuen Deutschen Härte zu den besten deutschen Metal-Bands avanciert.

Seit Corona liegt hier zum einen nicht nur die musikalische Veranstaltungsszene komplett flach. Allein im Chorgesang und im instrumentellen Ensemblebereich geht zum anderen zur Zeit gar nichts. Proben Fehlanzeige, Termine für Auftritte Fehlanzeige. Alles ist in Warteposition. Gleichsam in der Warteschleife. Den Chorgesang hat es dabei vollends erwischt. Ihn  gilt es aus gesundheitlichen Gründen derzeit, und wohl noch ziemlich lange, am stärksten zu vermeiden. Gerade beim Singen, so der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Prof. Lothar Wieler, würden Partikel mit enormer Wucht aus dem Hals geschleudert. Und umgekehrt durch das tiefe Einatmen auch viel mehr Partikel "eingesaugt", als beim normalen Atmen.

Wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr mit dem COVID-19-Erreger beim Singen sind deshalb Chorproben und Chorauftritte im öffentlichen und kirchlichen Bereich bis auf Weiteres untersagt. Verstöße gegen das Verbot können sogar geahndet werden. "Wir harren der Dinge auf bessere Zeiten", sagt Heinz Schmidt, der Chorleiter der Speichersdorfer Musikfreunde zur Chorszene. Einen Plan für 2020 gebe es derzeit nicht. Der 60-Jährige selbst, der auch die Chorgemeinschaft Trabitz/Neustadt am Kulm leitet, gehört zur Risikogruppe und musste sich von der ersten Stunde an allein aus Selbstschutz ausklinken. Im Blick auf seine Chöre gibt er zu bedenken, dass zu den Chören in der Regel ältere Sänger gehören, die ebenso zu den Risikopatienten gehören. "Ich persönlich gehe davon aus", prognostiziert Schmidt, "dass es in diesem Jahr keine Chorproben mehr geben wird - auch wenn`s schmerzhaft ist."

Das bestätigt auch der Vorsitzende des ältesten Männergesangvereins in der Gemeinde, des MGV Wirbenz 1864, Lothar Graf. "Seit das Ganze mit Corona losging, findet keine Singstunde mehr statt." Mit dem absoluten Verbot für Versammlungen sind der Vorstandschaft und Chorleiterin Iris Meier die Hände gebunden. Das ganze Singen von den Chorproben bis zu Auftritten kam zum Erliegen. So auch die Mitwirkung zum 125-jährigen Kriegerjubiläum in der Kirche am ersten Juliwochenende, berichtet er. Die Feierlichkeiten wurden bekanntlich gecancelt. Da sei es aktuell für die Männerriege ein kleiner Trost, meint er, dass der Chor meist Ende Mai ohnehin immer in die Sommerpause geht. Normalerweise gehe es Anfang Oktober normal mit den Singstunden weiter. "Aber was ist in diesen Zeiten schon normal", so Graf. "Ob wir wie alle Jahre tatsächlich Anfang Oktober wieder starten dürfen, das steht in den Sternen." Und aktuell gebe es auch absolut keine Information darüber, ob und unter welchen Bedingungen Chorproben eines Tages möglich sein werden. Ob Ende Oktober die Teilnahme am Liederabend des Gesangsvereins Engelmannsreuth in Biberswöhr möglich ist, bezweifelt der 51-Jährige außerordentlich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass in diesem Jahr irgendeine Veranstaltung in dieser Form stattfindet."

Ob davon auch die gesangliche Gestaltung des Volkstrauertags und sogar der Seniorenweihnachtsfeier der Gemeinde betroffen sind: "Keine Ahnung, da müssen wir sehen, was erlaubt wird."

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