Neustart zwischen Beton und Grün: Bayerns Städte entwickeln sich weiter
Die Städte in Bayern stehen mitten in einer Phase der sichtbaren Erneuerung. Großprojekte prägen ganze Stadtteile, während kleinere Vorhaben punktuell für Aufwertung sorgen. Wohnungsbau, Infrastruktur und Mobilität greifen dabei immer stärker ineinander.
Laut einer Auswertung der Bayerischen Architektenkammer stieg die Zahl der Baugenehmigungen im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr bereits um knapp zehn Prozent. Dieses Wachstum macht deutlich, dass die Bauaktivität weiter zunimmt und Kommunen, Architekten sowie Investoren auf den steigenden Wohnraumbedarf reagieren.
Die entscheidende Frage lautet allerdings nicht, ob gebaut wird, sondern wie diese neuen Räume gestaltet werden. Der folgende Blick richtet sich daher auf ausgewählte Projekte in verschiedenen Regionen Bayerns, die exemplarisch zeigen, wie das urbane Gesicht des Freistaats derzeit neu geformt wird.
Freiham in München: Ein Stadtteil wächst aus der Fläche
Im Münchner Westen entsteht eines der größten Neubaugebiete Europas. Auf 350 Hektar wird Freiham zu einem Stadtteil mit einer ganz eigenen Identität ausgebaut.
Bis in die 2030er Jahre sollen dort Wohnungen für bis zu 25.000 Menschen entstehen − ergänzt durch Schulen, Kitas, Einkaufsmöglichkeiten und Sportanlagen. Parks und großzügige Grünflächen sind ebenfalls fest in die Planung integriert. Das Ziel besteht darin, ein Viertel zu schaffen, das Wohnen, Arbeiten und Freizeit auf engem Raum verbindet.
Die Stadt München investiert hier in einen neuen Lebensraum, der langfristig entlastend wirken soll. In Anbetracht der wachsenden Bevölkerung ist Freiham ein zentraler Baustein, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die Lebensqualität in der Metropole zu sichern.
Im praktischen Bauablauf kommen hier unterschiedlichste Geräte und Hilfsmittel zum Einsatz, etwa, wenn Arbeiten in großer Höhe nötig sind. Viele Unternehmen greifen dabei auf die Möglichkeit zurück, eine Arbeitsbühne von Biberger zu mieten, um möglichst flexibel agieren zu können.
Umnutzung mit Signalwirkung: Die Bayernkaserne
Nur wenige Kilometer weiter nördlich wird das Areal der früheren Bayernkaserne zu einem modernen Wohnquartier entwickelt. Bis 2030 sollen hier rund 5.500 Wohnungen entstehen, in denen bis zu 15.000 Menschen Platz finden. Die Besonderheit: Ein großer Anteil der Einheiten ist für gefördertes und preisgedämpftes Wohnen vorgesehen.
Außerdem ist der Aspekt Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil der Planung. Beispielsweise wird rund die Hälfte des anfallenden Bauschutts vor Ort wiederverwertet und als Sekundärbaustoff genutzt. Zudem spielen Solartechnik und energieeffiziente Gebäudekonzepte eine wichtige Rolle.
Dieses Projekt zeigt, wie eine Umnutzung gelingen kann, indem aus einer Militärfläche ein lebendiges Stadtquartier entsteht.
Wasserburg am Inn: Neues Wohnen auf historischem Boden
Doch auch abseits der großen Metropolen wird gebaut. In Wasserburg am Inn soll zum Beispiel auf dem Gelände der früheren Essigfabrik ein Wohnquartier mit 60 bis 80 Einheiten entstehen.
Ein Architekturwettbewerb brachte jüngst mehrere prämierte Entwürfe hervor, die nun in die Umsetzung gehen. Die Stadt legt dabei einen hohen Wert auf Durchmischung: Familien, ältere Menschen und Singles sollen gleichermaßen angesprochen werden.
Die Nähe zur mittelalterlichen Altstadt macht das Vorhaben besonders sensibel. Die Planungen zeigen allerdings, wie es auch kleineren Städten gelingen kann, Wachstum und historische Bausubstanz harmonisch in Einklang zu bringen.
Nürnberg: Luitpoldviertel als urbanes Labor
In Nürnberg wird mit dem Luitpoldviertel ein völlig neuer Stadtteil geschaffen. Auf dem Gelände der früheren Güterbahnhöfe sollen neben rund 1.500 Wohnungen auch Büroflächen und Kulturangebote entstehen. Das Thema Verkehr wird dabei bewusst neu gedacht: Fahrradstraßen, begrünte Plätze und eine direkte ÖPNV-Anbindung bilden das Rückgrat des Konzeptes.
Dieses Projekt steht beispielhaft für viele Städte in Bayern, die sich der Herausforderung stellen, ihre urbane Brachen nicht einfach zu vergessen, sondern sie stattdessen in lebendige Viertel zu verwandeln.
Augsburg: Vom Textilviertel zum Kultur- und Wohnstandort
Augsburgs Textilviertel ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie traditionelle Industriekultur bewahrt und zugleich in die Zukunft geführt werden kann.
Das Staatliche Textil- und Industriemuseum erinnert an die Geschichte, während ringsherum neue Wohnungen und Kulturstätten entstehen. Parks und öffentliche Plätze sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität und die Nähe zur Innenstadt macht das Quartier attraktiv für viele Zielgruppen.
Damit zeigt die Stadt, dass historisches Erbe und moderne Anforderungen nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen.
Regensburg: Leben am Wasser im Marina Quartier
Regensburg gestaltet am Donauufer das Marina Quartier, das Wohnen, Arbeiten und Freizeit miteinander verbindet.
Auf dem Gelände des alten Schlachthofs entstehen gerade Wohnungen, Büroflächen, Gastronomie und Freiräume. Eine Uferpromenade mit Spielplätzen und Flächen für Veranstaltungen macht das Gebiet außerdem zu einem attraktiven Treffpunkt für die ganze Stadt.
Die Nähe zur Altstadt, die sogar Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist, verleiht dem Projekt einen besonderen Stellenwert. Es wird sichtbar, dass sich historisches Ambiente und eine moderne Stadtplanung problemlos ergänzen können.
Nachhaltigkeit bildet den roten Faden
Fast alle aktuellen Projekte in Bayern haben das Thema Nachhaltigkeit in den Planungsunterlagen fest verankert. Dies umfasst unter anderem die Nutzung von Recycling-Baustoffen, den Bau von Passivhäusern, die Installation von Photovoltaikanlagen und die Begrünung von Dächern und Innenhöfen.
Städte wie München und Nürnberg setzen verstärkt auf solche Elemente, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und langfristig die laufenden Kosten zu senken. So zeigt sich: Eine ökologische Stadtentwicklung ist heute kein Zusatz mehr. Sie muss zu einem festen Bestandteil der modernen Baukultur werden.
Neue Wege der Mobilität
Parallel zum Hochbau investieren die Städte jedoch auch gezielt in neue Mobilitätskonzepte. Die Fahrradwege werden ausgebaut, zahlreiche Straßenräume umgestaltet und Carsharing-Angebote gezielt in Neubaugebieten platziert. Vor allem München möchte neue Quartiere so an den öffentlichen Nahverkehr anbinden, dass viele Bewohner gar kein eigenes Auto mehr benötigen.
Diese Maßnahmen dienen nicht nur dem Klimaschutz. Sie sorgen auch für eine höhere Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.
Die gesellschaftliche Dimension der Projekte
Hinter jedem Baukran stehen auch gesellschaftliche Fragen. Bezahlbarer Wohnraum ist in vielen bayerischen Städten heute knapp. Projekte wie Freiham oder die Bayernkaserne sind daher nicht nur irgendwelche Bauvorhaben: Sie schaffen wichtige Strukturen, die Integration ermöglichen, Nachbarschaften stärken und soziale Unterschiede abfedern können.
Zugleich gilt es jedoch, gewachsene Stadtteile nicht zu verdrängen. Bürgerbeteiligungen und transparente Planungsverfahren sind deshalb Teil vieler Entwicklungen.
Welche Herausforderungen gilt es zu meistern?
Bauen in Bayern bedeutet grundsätzlich, mit äußerst komplexen Rahmenbedingungen umzugehen. Die Flächen sind knapp und die Kosten hoch. Außerdem ist die Akzeptanz der Anwohner nicht immer gegeben. Hinzu kommt noch der Fachkräftemangel im Baugewerbe, der Zeitpläne unter Druck setzt.
Trotzdem zeigen die laufenden Projekte, dass Lösungen möglich sind. Nachverdichtung, Umnutzung und innovative Architekturmodelle sind wichtige Werkzeuge, um Städte zukunftsfähig aufzustellen.
Viele der aktuellen Projekte reichen weit in die Zukunft. Freiham und die Bayernkaserne werden zum Beispiel erst in den 2030er Jahren vollständig fertiggestellt sein. Auch in Nürnberg, Augsburg und Regensburg laufen die Entwicklungen über mehrere Jahrzehnte.
Der gemeinsame Nenner: Städte in Bayern schaffen nicht nur mehr Wohnungen, sie schaffen auch neue Lebensräume. Sie reagieren damit auf den demografischen Wandel, die Klimakrise und die steigende Nachfrage nach urbaner Qualität.